Besonderer Versicherungsbedarf für Polizeibeamte
Die Polizei sucht regelmäßig Nachwuchs mit besonderem Fachwissen. Als Quereinsteiger können gerade Geisteswissenschaftler mit ihren vielfältigen Kenntnissen punkten. Im Interview mit transparent-beraten.de erzählt Nicole W. von ihrer Suche nach den richtigen Versicherungen als junge Ermittlerin der Kriminalpolizei.
Guten Tag Frau W., möchten Sie uns kurz etwas über sich erzählen?
Nicole W.: Hallo! Mein Name ist Nicole W., ich bin 25 Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus einem Dorf, das etwa 40 Kilometer von Rostock entfernt direkt an der mecklenburgischen Ostseeküste liegt. Nach der Schule bin ich ohne Umwege nach Stralsund gegangen, wo ich Tourismusmanagement studierte. Während meines Auslandsjahres in Frankreich und dem anschließenden Praktikum in Peru habe ich mich entschieden, noch einen Master in Wirtschaftsethik machen zu wollen. Das führte mich in die östlichste Ecke Sachsens, nach Zittau. Das Studium dort konnte ich Mitte 2016 abschließen. Seitdem lebe ich wieder in Mecklenburg-Vorpommern. Zusammen mit meinem Partner wohne ich in Greifswald.
Wie lange sind Sie schon bei der Polizei? Und was hat Sie dort hingeführt?
Nicole W.: Bei der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern arbeite ich seit August 2016. Nach meinem Masterstudium hat sich meine Jobsuche vor allem auf Norddeutschland konzentriert, was sich jedoch aufgrund der „exotischen“ Studienrichtung als relativ kompliziert herausstellte. So kam ich auf die Idee, auch mal zu gucken, ob es eventuell Stellen im öffentlichen Dienst gibt, die zumindest entfernt passen könnten.
Dabei bin ich dann auf die Ausschreibung der Polizei aufmerksam geworden. Es wurde ein Sachbearbeiter im Bereich Wirtschaftskriminalität gesucht. Da diese Thematik auch Bestandteil meines Masterstudiums war, habe ich es einfach probiert und es hat tatsächlich geklappt, sodass ich als Quereinsteigerin nach § 16 PolLaufbVO des Landes Mecklenburg-Vorpommern eingestellt wurde.
Erfolgte Ihre Verbeamtung bereits oder steht diese noch aus?
Nicole W.: Die Verbeamtung erfolgte am ersten Arbeitstag, zunächst jedoch für drei Jahre auf Probe.
„Im Einsatz kann es im schlimmsten Fall sein, dass ich verletzt werde oder ich jemand anderen verletze.“
Wo leisten Sie Dienst und was gehört allgemein zu Ihren Aufgaben?
Nicole W.: Ich arbeite in der Kriminalpolizeiinspektion (KPI) Anklam, eine von vier hier in Mecklenburg-Vorpommern. Dort arbeite ich als Ermittlerin, das heißt, ich bearbeite Vorgänge/Fälle, indem ich zum Beispiel Buchhaltungsunterlagen auswerte oder Vernehmungen und Durchsuchungen durchführe. In Ausnahmefällen unterstütze ich auch die Kollegen in anderen Bereichen.
Welchen Risiken sind Sie im Dienst ausgesetzt?
Nicole W.: Da ich vorwiegend im Büro tätig bin, ergeben sich dieselben Risiken, wie für jeden anderen Bürojob auch. Diese beziehen sich also vor allem auf die Gesundheit, wie etwa Rückenprobleme. Wenn ich tatsächlich im Einsatz bin, das heißt bei einer Durchsuchung, besteht grundsätzlich immer die Möglichkeit, dass ich das Eigentum anderer versehentlich beschädige. Im schlimmsten Fall kann es sogar sein, dass ich durch jemanden verletzt werde oder aber umgekehrt, dass ich denjenigen verletze.
Wann und wie erfuhren Sie von den Besonderheiten bei Versicherungen für Polizeibeamte? Welche Rolle spielte eine Gewerkschaft dabei?
Nicole W.: Aufgrund meines Auszugs bei meinen Eltern musste ich mich ohnehin mit dem Thema Versicherungen auseinandersetzen, da zum Beispiel eine Hausratversicherung neu abgeschlossen werden musste. In diesem Zusammenhang kam bei der „Versicherungsvertreterin meines Vertrauens“ auch die Frage auf, welche Änderungen und weiteren Versicherungen wichtig wären.
Die Gewerkschaft spielte zunächst keine große Rolle. Erst nach ein bis zwei Wochen im Dienst hatte ich direkten Kontakt zu gewerkschaftlichen Vertretern. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber auch schon alles erledigt. Einzig von der Anwartschaft habe ich vor Dienstantritt erfahren, da ich von meiner zuständigen Personalsachbearbeiterin bereits im Vorfeld einige Informationen zur Heilfürsorge beziehungsweise Beihilfe erhalten hatte.
„Für den Fall einer Dienstunfähigkeit fühle ich mich ausreichend abgesichert.“
Wie verlief Ihre Suche nach einem passenden Anbieter?
Nicole W.: Wie bereits gesagt, war ich zuerst bei der Versicherungsvertreterin, bei der ich in der Vergangenheit schon andere Versicherungen abgeschlossen hatte. Da sie jedoch weder eine Dienstunfähigkeitsversicherung noch eine Anwartschaft anbieten konnte, musste ich mich zusätzlich nach Alternativen umsehen. Diese fand ich einerseits durch die Hinweise von Kollegen und Freunden, andererseits gibt es in meiner Verwandtschaft jemanden, der private Krankenversicherungen anbietet.
Wurden Sie zufriedenstellend beraten?
Nicole W.: Bei der Debeka hatte ich niemanden erreicht. Bei den anderen Versicherungen aber auf jeden Fall.
Für welchen Versicherer haben Sie sich am Ende entschieden? Was waren die Gründe für Ihre Wahl?
Nicole W.: Meine Diensthaftpflichtversicherung konnte ich meiner privaten Haftpflichtversicherung bei der Provinzial hinzufügen, obwohl ich im Falle einer Mitgliedschaft bei einer Gewerkschaft doppelt versichert wäre. Die Anwartschaft habe ich bei der R+V abgeschlossen und die Dienstunfähigkeitsversicherung bei einer anderen Versicherung.
Fühlen Sie sich für den Fall einer Dienstunfähigkeit ausreichend abgesichert?
Nicole W.: Ja.
„Als Berufseinsteiger wäre eine leicht verständliche Zusammenfassung der wichtigsten Versicherungen hilfreich gewesen.“
Wenn Sie heute zurückblicken, was hätte Ihnen damals das Abschließen einer Versicherung erleichtern können?
Nicole W.: Als Berufseinsteiger und Neuling, was Versicherungen betrifft, wäre eine leicht verständliche Zusammenfassung der wichtigsten Versicherungen hilfreich gewesen. Daraus sollte hervorgehen, welche Versicherungen Pflicht sind und welche nicht. Speziell in Bezug auf die Polizei wäre eine entsprechende Information super. Ich kann natürlich nicht sagen, ob die Anwärter, die die „normale“ Laufbahn absolvieren, besser informiert sind. Allerdings ist man insbesondere als Quereinsteiger auf solche Informationen angewiesen, da man sich sowieso schon in ein völlig neues System einfinden muss.
Worauf sollten (angehende) Polizeibeamte besonders achten?
Nicole W.: Je nach Bundesland erhalten Polizeibeamte entweder Beihilfe oder Heilfürsorge statt der gesetzlichen Krankenversicherung, was enorme Auswirkungen auf die abzuschließenden Versicherungen hat. Darüber hinaus sollte man es sich genau überlegen, ob eine Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft nicht sinnvoll ist, denn darin sind sowohl die Diensthaftpflicht- als auch die Dienstrechtsschutzversicherung eingeschlossen. Außerdem sollte man prüfen, ob eine unter Umständen bereits bestehende Berufsunfähigkeitsversicherung beibehalten oder umgewandelt werden kann.
„Der persönliche Kontakt zum Versicherungsvertreter ist für mich der ausschlaggebende Punkt bei der Entscheidung für eine Versicherung.“
Welche Erfahrungen mit Maklern und Versicherungen haben Sie in der Vergangenheit gemacht?
Nicole W.: Nicht ausschließlich positive. So gut die Erfahrungen mit der Maklerin der Provinzial waren, so negative Erfahrungen habe ich mit einem anderen Makler gemacht. Er war absolut nicht in der Lage, mir ein Angebot zu machen, dass die entsprechenden Änderungen meiner Lebenssituation umfasst. Schlussendlich habe ich mich sogar dazu entschlossen, die Versicherung zu wechseln.
Worauf kommt es Ihnen für den Abschluss einer Versicherung besonders an?
Nicole W.: Obwohl der zu zahlende Beitrag eine wichtige Rolle spielt, würde ich im Nachhinein sagen, dass für mich der persönliche Kontakt zum Versicherungsvertreter der ausschlaggebende Punkt bei der Entscheidung für eine Versicherung ist. Ich denke, mein Beispiel unterstreicht diesen Punkt nochmals.
Erinnern Sie sich noch daran, wann Sie sich zum ersten Mal überhaupt mit dem Abschließen einer Versicherung befasst haben?
Nicole W.: Ganz erinnere ich mich nicht, aber so intensiv wie zu Beginn meines beruflichen Lebens im letzten Jahr habe ich mich tatsächlich noch nie mit Versicherungen und deren Abschluss auseinandergesetzt.
Wird das auch in Zukunft für Sie noch ein Thema bleiben?
Nicole W.: Wahrscheinlich schon, weil sich die eigene Lebenssituation schließlich immer wieder ändern kann und vermutlich auch ändern wird. Entsprechend sind immer wieder Anpassungen notwendig. Allerdings hoffe ich, dass ich vorläufig nicht wechseln muss und die Auseinandersetzung erst in der fernen Zukunft auf mich zukommt.