Vertrauen im Homeoffice
Durch die Coronakrise ist eine Vielzahl an Angestellten ins Homeoffice umgezogen. Was für viele Selbständige Normalität ist, ist für Firmen und Mitarbeiter eine teilweise komplett neue Erfahrung. Wie sieht es da eigentlich mit dem Vertrauen zwischen Chef und Mitarbeiter aus? Wir haben eine exklusive Umfrage dazu auf transparent-beraten.de geführt – das Ergebnis ist überraschend.
Homeoffice durch Corona: Vertrauen ist die Basis
Die Coronakrise stellt die Arbeitswelt vor neue Herausforderungen. Während viele Arbeitgeber vor Corona dem Konzept Homeoffice skeptisch gegenüberstanden, hat es sich nun in mehr und mehr Unternehmen etabliert. Damit die Heimarbeit reibungslos funktioniert, müssen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer uneingeschränkt vertrauen. Doch wie sehr vertrauen Arbeitgeber ihren Angestellten? Und wie schätzen Arbeitnehmer das ihnen entgegengebrachte Vertrauen ein?
Dazu haben wir auf transparent-beraten.de beide Parteien mittels Online-Umfrage jeweils folgende Fragen gestellt:
- Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern im Homeoffice?
- Vertraut Ihnen Ihr Chef im Homeoffice?
Arbeitgeber vertrauen mehr, als Arbeitnehmer glauben
Das Ergebnis: Seitens der Arbeitgeber ist das Feedback sehr positiv. Arbeitnehmer hingegen gehen eher nicht davon aus, dass ihnen ihr Chef im Homeoffice vertraut.
Insgesamt 73 Prozent aller Arbeitgeber sagen aus, dass sie ihren Mitarbeitern im Homeoffice uneingeschränkt oder weitestgehend vertrauen. Dies ist mit Abstand die Mehrheit. Dagegen steht die Meinung der Angestellten: Nur 53 Prozent, also knapp die Hälfte der befragten Arbeitnehmer glauben, dass ihnen ihr Chef vertraut.
Weitere Ergebnisse im Detail
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass das uneingeschränkte Vertrauen der Arbeitgeber der Vorstellung der Arbeitnehmer entspricht. Mit „Ja, uneingeschränkt“ antworteten nahezu gleich viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Arbeitgeber vertrauen zu 46 Prozent weitestgehend ihren Mitarbeitern. Lediglich 24 Prozent der befragten Arbeitnehmer haben das Gefühl, dass ihnen ihr Chef weitestgehend vertraut.
Die Umfrage zeigt weiterhin, dass immerhin 17 Prozent der befragten Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern eher nicht, und rund 10 Prozent überhaupt nicht vertrauen. Im Gegensatz dazu glaubt knapp die Hälfte der befragten Arbeitnehmer, dass ihnen ihr Chef eher nicht oder überhaupt nicht vertraut.
Was sind Gründe für ein starkes Vertrauen?
Arbeitnehmer, denen vertraut wird, wissen dies in der Regel auch. Dies kann auf regelmäßiges positives Feedback vom Vorgesetzten zurückzuführen sein. Oft sind solche Mitarbeiter auch Ansprechpartner für wichtige Belange für andere Kollegen oder den Chef selbst, was die Integrität und das Vertrauen natürlich stärkt.
Was sind Gründe für ein mangelndes Vertrauen?
Weshalb die Einschätzung der befragten Arbeitnehmer und die tatsächlichen Angaben der Arbeitgeber so weit auseinandergehen, kann viele Gründe haben. Teilweise haben Arbeitnehmer kein allzu großes Vertrauen in ihren Arbeitgeber selbst. Dies liegt oft an einer mangelnden Kommunikation innerhalb des Unternehmens. Nicht selten hat der Chef keine Zeit, ist gestresst oder strahlt selbst Demotivation aus.
Einer der Hauptgründe für fehlendes Vertrauen in den Arbeitgeber ist das Fehlen von Lob und positivem Feedback. Arbeitgeber verlangen ihren Angestellten Höchstleistungen ab. Dabei erhalten viele Mitarbeiter oftmals Kritik, aber kein Lob. Während keine Kritik auszusprechen für viele Arbeitgeber bereits als Lob genug ist, ist es für Arbeitnehmer in der Regel genau umgekehrt. Sie fühlen sich durch dieses Verhalten ihrer Arbeitgeber kontrolliert, da Fehler stärker wahrgenommen werden. Dabei wünschen sich die meisten Arbeitnehmer ehrliches Feedback und Anerkennung am Arbeitsplatz. Fehlen diese Dinge, sind Mitarbeiter häufig demotiviert.
Vertrauen fördert Produktivität
Gegenseitiges Vertrauen am Arbeitsplatz und auch im Homeoffice fördert die Produktivität. Das Umfrageergebnis zeigt jedoch auch, dass grundsätzlich bereits eine gute Basis besteht. Knapp die Hälfte Arbeitnehmer sind davon überzeugt, dass ihnen ihr Vorgesetzter vertraut (53 Prozent). Offensichtlich machen es viele Unternehmer bereits richtig.
Wie eine stärkere Vertrauensbasis geschaffen werden kann
Was in jedem Falle hilft, sind offene und konstruktive Gespräche. Wichtig ist es auch, als Arbeitgeber Transparenz zu schaffen. Arbeitnehmer übernehmen gern Verantwortung und möchten in die Umsetzung der Unternehmensziele einbezogen werden. Arbeitgeber müssen lediglich günstige Rahmenbedingungen schaffen, damit Arbeitnehmer ihr Potenzial vollends ausschöpfen können.
Das Stichwort hierfür lautet Servant Leadership. Servant Leadership bedeutet, dass sich Arbeitgeber selbst als “Diener” sehen, die für die Angestellten die Weichen für effizientes und produktives Arbeiten stellen. In den Köpfen der meisten Unternehmen findet bereits ein Umdenken statt. Veraltete Hierarchiemodelle sind nicht mehr zeitgemäß und können einer modernen Firma sogar schaden.
Arbeitgeber sollten sich mehr hinterfragen
Dennoch sollten sich Unternehmensvorsitzende und Arbeitgeber fragen, wieso sie Mitarbeiter beschäftigen, denen sie nicht vertrauen. Zumal diese spüren, wenn ihnen misstraut wird und sich dieser Eindruck negativ auf die Qualität der Arbeit auswirkt. Mitarbeiter, die nicht vertrauenswürdig sind, verursachen für Unternehmen höhere Kosten. Dies liegt daran, dass mehr Zeit darin investiert werden muss, die Arbeit dieser Angestellten zu kontrollieren. Und Zeit haben die wenigsten in den alltäglichen Arbeitsabläufen.