Überall sind signifikante Kostensteigerungen zu beobachten. Das wirkt sich auch auf die Kosten für Versicherer und entsprechend die Prämien für Versicherungsnehmer aus. Aktuell bewegt sich die Verteuerung von Versicherungsprämien jedoch unterhalb der Inflationsrate. Wann und wie stark die Kosten von Versicherungen steigen, hängt vom individuellen Versicherungsunternehmen ab.
Inhalt dieser SeitePreisanstieg im Vergleich zum Vorjahr
Im Vergleich zum Mai des Vorjahres haben sich die Preise für Versicherungdienstleistungen nach Angaben des statistischen Bundesamts im Mai 2022 wie folgt verändert:
Versicherung | Preiszunahme |
---|---|
Versicherungsdienstleistungen für die Wohnung | – 0,21 % |
Versicherungsdienstleistungen für die Gesundheit | 2,74 % |
Dienstl. und private Unfall- und Krankenversicherungen | 2,74 % |
Versicherungsdienstleistungen für den Verkehr | 2,21 % |
Versicherungsdienstleistungen für private Verkehrsmittel | 2,22 % |
Versicherungsdienstleistungen für Reise und Gepäck | 2,45 % |
Andere Versicherungsdienstleistungen | 5,18 % |
Versicherungsdienstleistungen gesamt | 2,71 % |
Schaden-Unfallversicherer unter Druck
Im Jahr 2021 zahlen deutsche Schaden-Unfallversicherer 62,3 Milliarden Euro in Form von Leistungen aus, also 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Dem gegenüber standen Einnahmen in Höhe von 76,6 Milliarden Euro. Zu Schadenaufwendungen kommen jedoch noch Verwaltungskosten. Es zeichnet sich ab, dass einige Versicherer ihre Preise erhöhen werden.
Kfz-Versicherungen werden tendenziell teurer
Bei Kfz-Versicherungen würde man vielleicht erwarten, dass diese durch das geringere Verkehrsaufkommen während der Pandemie geringere Ausgaben hatten, doch das ist nicht der Fall. Gerade bei der Kasko-Versicherung waren die Kosten sehr hoch: Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal wurden 50.000 beschädigte Autos gemeldet. Zu einer Vielzahl katastrophenbedingter Totalschäden kommen noch höhere Kosten für Ersatzteile.
Ähnliche Probleme bei Gebäudeversicherern
Auch bei einigen Gebäudeversicherern stehen Prämienerhöhungen an, da hohe Material- und Lohnkosten sich auch bei Neubauten und Reparaturen von Gebäuden bemerkber machen. Der Baupreisindex ist im letzten Jahr stark gestiegen. Hinzu kommen Schäden durch Naturkatastrophen. Aus diesem Grund erzielten Wohngebäudeversicherer im letzten Jahr kaum Gewinne und kündigen teilweise spürbare Preiserhöhungen an.
Die Krankenversicherung wird teurer
Gesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte einen Anstieg des Zusatzbeitrags der gesetzlichen Krankenversicherung um 0,3 Prozentpunkte an. Zuvor betrug der Zusatzbeitrag durchschnittlich 1,3 Prozent, welche zu den 14,6 Prozent des Einkommens, die man in die gesetzliche Krankenversicherung einzahlt, hinzukommen. Kommen noch 0,3 Prozent dazu, würden sich also durchschnittlich Kosten von 16,2 Prozent des Bruttoeinkommens für die gesetzliche Krankenversicherung ergeben.
Allerdings rechnen die Krankenversicherungen trotz der geplanten Erhöhung des Zusatzbeitrags mit Defiziten in Milliardenhöhe. Die Vorstandschefin der gesetzlichen Krankenkassen erklärte, dass zu einem vollen Ausgleich des Defizits eine Anhebung des Zusatzbeitrags um 1,1 Prozent nötig wäre. Sie schlägt unter anderem eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel vor, um das Minus der Krankenversicherungen auszugleichen.
Wie ändern sich die Preise der privaten Krankenversicherung?
Die privaten Krankenversicherungen führen regelmäßig Beitragsanpassungen durch, um sicherzustellen, dass ihre Einnahmen die Ausgaben für Behandlungen decken. In der Regel müssen sie die Beiträge anheben, da Gesundheitskosten kontinuierlich steigen. Das ist auch weiterhin der Fall. Da das Verfahren für die Anpassung der Beiträge relativ komplex ist, werden sich die Auswirkungen der Inflation wahrscheinlich in der Beitragsanpassung von 2024 bemerkbar machen.
Wann erreichen Teuerungen die Kunden?
Womöglich stehen einige Prämienerhöhungen noch bevor, denn Versicherer können die Prämien für bestehende Verträge nicht ohne Weiteres erhöhen: Um eine Prämienänderung ohne zusätzliche Leistungen zu rechtfertigen, müssen ihre Schadenaufwendungen um mindestens fünf Prozent von denen des Vorjahrs abweichen. Bei der privaten Krankenversicherung sind es sogar zehn Prozent.
Dadurch, dass dies erst festgestellt werden muss und dass die Auszahlung von Schadenssummen manchmal eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, erreichen die Folgen von erhöhten Kosten für die Versicherer die Versicherten nicht sofort. Es kann also etwas dauern, bis sich die aktuelle Inflationslage in den Kosten von Versicherungen widerspiegelt. Auch lässt sich nicht pauschal sagen, dass überall die Preise steigen werden, da es hier auch individuelle Unterschiede zwischen den Versicherungsunternehmen gibt.
Wie auf Prämienerhöhungen reagieren?
Versicherer müssen ihre Kunden über bevorstehende Preiserhöhungen informieren und diese auch begründen. Kunden haben in dieser Situation ein Sonderkündigungsrecht: Nach Eingang der Information haben sie einen Monat Zeit, um ihren Vertrag zu kündigen. Ansonsten gilt wieder die normale Kündigungsfrist. Kein Sonderkündigungsrecht entsteht, wenn die Versicherung ihre Preise erhöht, aber dafür auch mehr leistet. Das ist zum Beispiel bei Versicherungen mit einer von vornherein vereinbarten Beitragsdynamik der Fall. Hier kann man der Preiserhöhung für das betreffende Jahr widersprechen, aber sie hat keinen Einfluss auf Kündigungsfristen.
Da aktuell voraussichtlich bei mehreren Versicherern Preissteigerungen bevorstehen oder stattfinden, sollten Sie sich eine Kündigung sorgfältig überlegen und vorher prüfen, ob Sie tatsächlich von einem Wechsel profitieren. Achten Sie besonders darauf, dass auch die Leistungen weiterhin stimmen. Da es jedoch durchaus Unterschiede zwischen Versichern gibt, was Preiserhöhungen betrifft, kann sich der Wechsel lohnen.
Das bedeutet die Inflation für die Altersvorsorge
Bei der Altersvorsorge ist es vor allem wichtig, in Produkte zu investieren, deren Rendite höher als die Inflationsrate ist. Formen der Altersvorsorge, die einen Garantiezins haben, sind daher ungeeignet. Zwar besteht die Hoffnung, dass die europäische Zentralbank bald den Leitzins erhöht und sich die höheren Zinsen positiv auf die finanzielle Stabilität von Versicherern und die von ihnen erwirtschafteten Überschüsse auswirken. Dennoch ist der garantierte Zins solcher Produkte zu niedrig, um mit der Inflation mitzuhalten. Gerade bei Neuverträgen fällt er besonders niedrig aus.
Dass klassische Lebensversicherungen, Sparbücher und Festgeld- und Tagesgeldkonten wegen ihrer sehr niedrigen Zinsen ungeeignet sind, um fürs Alter zu sparen, wird schon seit mehreren Jahren kritisiert. Durch die aktuell sehr hohe Inflation bekommt dieser Kritikpunkt noch mehr Nachdruck. Eine Chance, dass die Rendite mit der Inflation mithält oder sie sogar übertrifft, gibt es bei Investitionen in Aktien, zum Beispiel in Form einer fondsgebundenen Rentenversicherung oder direktem Investieren in ETFs. Hier besteht auch das Risiko, Verluste zu machen, aber gerade bei einem langen Anlagezeitraum ist eine relativ hohe Rendite möglich. Nach wie vor empfiehlt es sich, Altersvorsorge und allgemeinen Vermögensaufbau zu trennen.
In welche weiteren Sachwerte kann man investieren?
Neben Aktien kommt auch eine Investition in andere Realwerte, zum Beispiel Immobilien infrage, wobei deren Preis stark von der Nachfrage abhängt und sie nicht als alleinige Geldanlage empfohlen werden. Darüber hinaus steigen die Zinsen für Immobilienfinanzierungen gerade stark. Auch in Edelmetalle wie Gold kann man investieren, allerdings bewahrt man Werte in diesem Fall nur auf und kann nicht von den voraussichtlich bald wieder steigenden Zinsen profitieren. Außerdem bringt nicht jede Inflation notwendigerweise auch eine Steigerung des Goldpreises mit sich.
Fazit
Die gegenwärtig sehr hohe Inflation, unterbrochene Lieferketten und extreme Natur- und Wetterereignisse haben die Kosten für Versicherer steigen lassen. Sowohl bei Sach- als auch bei Krankenversicherern ist mit steigenden Prämien zu rechnen. Allerdings gibt es eine gewisse zeitliche Verzögerung zwischen Entwicklungen und Prämienerhöhungen und es lässt sich nicht pauschal sagen, ob und wie sehr ein bestimmter Anbieter seine Prämien erhöhen wird. Bevor Sie wegen einer Preiserhöhung von Ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und Ihre Versicherung wechseln, vergleichen Sie sorgfältig alternative Angebote, damit Ihr neuer Vertrag Ihnen auch wirklich mehr Vorteile bietet.
Bei der Altersvorsorge empfiehlt es sich, auf renditestarke Produkte zu setzen, statt auf Produkte mit garantierten, jedoch weit hinter der Inflation zurückbleibenden Zinsen. Generell sollten Sie bei der Berechnung Ihrer Rentenlücke, anhand derer Sie Ihren Bedarf für Altersvorsorge bestimmen, auch die Inflation einkalkulieren.