Die Leistungsquote der Berufs­unfähigkeits­versicherung

Foto von Swantje Niemann
Zuletzt aktualisiert am

Das Wichtigste in Kürze

  • Anhand der Leistungsquote der Berufs­unfähig­keits­versiche­rung (BU) lässt sich einschätzen, in wie vielen Fällen ein Versicherer tatsächlich eine Berufs­unfähigkeitsrente auszahlt.
  • Eine Untersuchung von Franke und Bornberg ergab, dass die getesteten Versicherer im Schnitt in etwa 4 von 5 Fällen leisten.
  • Die Leistungsquote sollte nicht das einzige Kriterium für die Anbieterwahl sein. Wichtig sind auch die Versicherungs­bedingungen und dass der Tarif zu Ihnen passt.

Das erwartet Sie hier

Wie die Leistungsquote verschiedener Anbieter der Berufs­unfähigkeits­versicherung aussieht, was sie Ihnen verrät und wo die Grenzen ihrer Aussagekraft liegen.

Inhalt dieser Seite
  1. Was sagt die Leistungsquote aus?
  2. Leistungsquoten im Vergleich
  3. Wieso werden Leistungen verweigert?
  4. Wie findet man den richtigen Tarif?

Was sagt die Leistungs­quote der Berufs­unfähigkeits­versicherung aus?

Was besagt die Leistungsquote?

Die Leistungsquote der Berufs­unfähig­keits­versiche­rung ist eine Kennzahl, die das Verhältnis von Leistungsanträgen zu Leistungsbewilligungen angibt. Eine Leistungsquote von 80 Prozent bedeutet zum Beispiel, dass in 80 Prozent der Leistungsanträge auch tatsächlich eine Berufs­unfähigkeitsrente an die versicherte Person ausgezahlt wurde. Dieser Wert soll bei der Einschätzung helfen, welche Versicherer im Ernstfall am zuverlässigsten zahlen.

Das Analysehaus Franke und Bornberg hat 2023 erneut eine BU-Leistungsstudie zu 10 großen Versicherern vorgestellt, die etwa 60 Prozent des deutschen BU-Marktes repräsentieren. Wie in den Vorjahren stellt sich darin heraus, dass die Versicherer in etwa vier von fünf Fällen leisten – genauer gesagt: in 78,04 Prozent der Fälle. Vorurteile, die besagen, Berufs­unfähigkeits­versicherer würden sich systematisch um die Leistung drücken, sind also unbegründet (Quelle).


Icon Achtung

Leistungsquote sollte nicht einziges Kriterium sein

Wie auch die Prozessquote ist die Leistungsquote der Berufs­unfähigkeits­versicherung zwar eine nützliche, aber auch nicht unproblematische Kennzahl, die man nicht als einziges Kriterium zur Wahl eines Versicherers heranziehen sollte. Die Zahl kann immer nur eine Momentaufnahme sein, die für einen bestimmten Zeitraum gilt – die Leistungsquote der letzten drei Jahre sagt nicht unbedingt etwas über die Zukunft aus.


Neue Versicherungen können nicht mit älteren verglichen werden

Die Leistungsquote hängt auch immer davon ab, wie alt ein Versicherungs­unternehmen ist. So kann ein noch junges Versicherungs­unternehmen gar nicht genügend Leistungsfälle und dementsprechend aussagekräftige Quoten haben, da Berufs­unfähigkeit meistens erst nach einer ganzen Zeit eintritt.

Was die Leistungsquote nicht aussagt

Darüber hinaus sagt die Leistungsquote nicht notwendigerweise aus:

  • wie schnell, konfliktfrei und unbürokratisch die Regulierung ablief
  • ob die Leistungen unbefristet anerkannt wurden
  • ob es sich um eine Berufs­unfähigkeitsrente oder zeitlich befristete Leistungen aus der Arbeitsunfähigkeitsklausel handelt
  • ob die Leistungen vollständig oder in reduzierter Form erfolgten.
Icon Pfeile nach oben

Leistungsquote unterscheidet nicht zwischen Haupt- und Zusatz­versicherung

Die Berechnung der Leistungsquote zieht den gesamten Bestand an Berufs­unfähigkeits­versicherungen heran, darunter auch die Zusatz­versicherungen. Bei einer Zusatz­versicherung, bei der es meist nur um vergleichsweise niedrige Beträge von bis zu 300 Euro geht, werden Klagen gerne mal schneller durchgewunken. Die Anwalts- und Gerichtskosten würden die Ersparnis bei einem Erfolg vor Gericht zunichtemachen. Deshalb ist die Leistungsquote von Versicherern, die mehr Zusatzleistungen anbieten, oftmals höher.

Leistungs­quoten verschiedener BU-Anbieter im Vergleich

Leistungsquoten verschiedener Berufs­unfähigkeits­versicherer (2024)

VersichererLeistungsquote
Allianz85,43 %
Alte Leipziger76,57 %
AXA84,09 %
Barmenia72,74 %
Baloise (ehemals Basler)73,47 %
Bayern Versicherung79,13 %
Canada Lifek.A.
Concordia Oeco74,00 %
Condor93,78 %
Continentale71,25 %
CosmosDirekt88,32 %
Credit Lifek.A.
DBV84,09 %
Debeka86,56 %
Deutsche Ärzte­versicherung83,90 %
DEVK Eisenbahn a.G.v85,04 %
DEVK69,47 %
Dialog77,00 %
die Bayerische71,85 %
DLVAG73,17 %
ERGO73,49 %
Europa87,82 %
Generali76,04 %
Gothaer76,39 %
Hannoversche Leben79,76 %
HanseMerkurk.A.
HDI86,41 %
Helvetia78,49 %
Inter78,82 %
InterRisk64,75 %
LV187179,65 %
LVM73,51 %
Mecklenburgische55,05 %
Münchener Verein86,68 %
myLife84,31 %
Nürnberger77,75 %
Öfftl. Braunschweig81,48 %
Provinzial79,64 %
Provinzial Nordwest80,66 %
R+V89,46 %
Signal Idunak.A.
Standard Life90,20 %
Stuttgarter84,20 %
Sparkassen Versicherung86,61 %
Swiss Life78,19 %
uniVersak.A.
VGH Versicherungen90,58 %
Volkswohl Bund83,63 %
VPV Lebens­versicherung AG81,61 %
WGVk.A.
Württembergische85,64 %
WWKk.A.
Zurich79,99 %
Quelle: Morgen & Morgen über onverso.de

Aus welchen Gründen können Versicherer die Leistung verweigern?

Das sind die häufigsten Ablehnungsgründe

Wenn der Versicherer nicht zahlt, kann dies verschiedene Gründe haben. Nach der Studie von Franke und Bornberg überwiegt jedoch mit 58,6 Prozent bei weitem, dass aus Sicht der Versicherer der benötigte Berufs­unfähigkeitsgrad von 50 Prozent nicht erreicht wurde. Direkt danach folgen mit 20,41 Prozent Anfechtungen und Rücktritte (zumeist weil bei Antrag falsche Angaben gemacht wurden).


Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß beantworten

Das Wichtigste beim Beantragen einer Beruf­sunfähig­keits­versiche­rung ist, die Gesundheitsfragen ernst zu nehmen, und sie gewissenhaft zu beantworten. Sobald bestehende gesundheitliche Probleme verschwiegen werden, ist der Versicherer berechtigt, im Leistungsfall den Vertrag für nichtig zu erklären. Dann steht man im Zweifel ohne die erwartete Berufs­unfähigkeitsrente da, für die man lange eingezahlt hat.

Auch sogenannte Abrechnungsdiagnosen sind ein Problem. Hierbei handelt es sich um Diagnosen, die von Ärzten zu Abrechnungszwecken in Patientenakten eingetragen werden, ohne dass der Patient davon weiß. Wenn die Versicherer dann selbständig bei Ärzten Informationen einholen, können solche Diagnosen schon mal zum Vorwurf der Anzeigepflicht­verletzung führen.

Icon Krankenakte

Bei welchen Krankheits­bildern gibt es die meisten Ablehnungen?

Es hängt auch von der Erkrankung ab, wie häufig Anträge bewilligt werden. Während bei bösartigen Neubildungen (Krebs) bei den von Franke und Bornberg untersuchten Versicherern 94,95 Prozent der Anträge bewilligt wurden, war das bei psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen nur bei 72,5 Prozent der Fall. Andere Krankheits­bilder ordnen sich dazwischen ein.

Wie findet man den richtigen Tarif der Berufs­unfähigkeits­versicherung?

Achten Sie nicht nur auf die Leistungsquote

Allein die Leistungsquoten der Berufs­unfähigkeits­versicherung zu betrachten ist bei der Auswahl eines passenden Tarifs wenig sinnvoll. Stattdessen sollte man sich überlegen, was man von einer Berufs­unfähigkeits­versicherung erwartet und die Versicherungs­bedingungen der unterschiedlichen Anbieter genau betrachten.

Durch einen ausführlichen Vergleich der verschiedenen Tarife kann oft Geld gespart werden und im Vorhinein abgeklärt werden, ob problematische Klauseln wie die abstrakte Verweisung in den Bedingungen stehen und wie die Beiträge der Berufs­unfähigkeits­versicherung bei der Steuer berücksichtigt werden können. Hierbei hilft Ihnen auch gern einer unserer erfahrenen Versicherungs­makler weiter, der sich mit den Stolpersteinen auf dem Weg zur Berufs­unfähigkeits­versicherung genau auskennt. Dieser kann Ihnen dann auch bei einem eventuellen späteren Leistungsantrag unterstützend zur Seite stehen.

Klauseln und Regelungen, auf die Sie achten sollten

Was stattdessen vor dem BU-Abschluss beachtet werden sollte

  • Sorgfältige Auswahl und Überprüfung der Vertragsbedingungen, um sicher zugehen, in welchen Fällen der Versicherer die Möglichkeit hat, die Leistung zu verweigern und wann nicht
  • Die Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß und ausführlich beantworten. Dabei ist es wichtig, die eigene Krankengeschichte dezidiert aufzuarbeiten, damit der Versicherer später nicht den Vorwurf der arglistigen Täuschung machen kann.
  • Bei Eintritt des Leistungsfalles den Leistungsantrag sorgfältig ausfüllen, damit es bei der Bearbeitung durch den Versicherer zu keinen Missverständnissen und damit zu Verzögerungen in der Bearbeitung oder im schlimmsten Fall zur Leistungsablehnung kommt.
  • Vertragsbedingungen von verschiedenen Versicherern vor Abschluss miteinander vergleichen und bestenfalls vom Versicherungsexperten erklären lassen, was die Bedingungen im Einzelnen bedeuten und worauf man persönlich achten sollte.

Risikovoranfrage verbessert bei Vor­erkrankungen Ihre Chancen

Versicherungs­makler haben außerdem die Möglichkeit, vor dem eigentlichen Antrag auf eine Berufs­unfähigkeits­versicherung eine anonyme Risikovoranfrage zu stellen. Mit dieser kann unverbindlich überprüft werden, zu welchen Bedingungen eine Berufs­unfähigkeits­versicherung mit den individuellen Gegebenheiten der interessierten Person abgeschlossen werden könnte. Dies ist besonders sinnvoll, wenn Vor­erkrankungen bestehen, denn so geht man einer eventuellen Ablehnung aus dem Weg, die sonst im Informationssystem der Versicherer gespeichert werden würde. Wir unterstützen Sie gerne dabei und bieten auch eine umfangreiche Beratung an.

Mehr zur Risikovoranfrage

Haben Sie alles gefunden?

Schnelle Frage, Kritik oder Feedback?

Wir helfen Ihnen gerne. Professionelle Beratung von echten Menschen. Rufen Sie uns zum Ortstarif an oder schreiben Sie uns per E–Mail.

Foto von Katharina Burnus
Katharina Burnus
Ihre Ansprechpartnerin

Erfahrungen & Bewertungen zu transparent-beraten.de GmbH