Das Wichtigste in Kürze
Das erwartet Sie hier
Ob Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit Multipler Sklerose bekommen, wann diese zahlt und was Sie über die Beantragung wissen sollten.
Inhalt dieser SeiteMultiple Sklerose als Ursache einer Berufsunfähigkeit
In Deutschland sind mehr als 280.000 Menschen an Multipler Sklerose, abgekürzt MS, erkrankt. Jährlich werden es 15.000 Menschen mehr (Quelle: Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband (dmsg)). Frauen erkranken etwa dreimal so häufig als Männer. Am häufigsten betroffen sind Menschen zwischen 20 und 40 Jahren, aber auch zunehmend Kinder und Jugendliche.
Menschen mit Multipler Sklerose haben ein hohes Risiko, berufsunfähig zu werden. Mehr als die Hälfte der an Multiple Sklerose Erkrankten wird vor dem 65. Lebensjahr berufsunfähig. In einer Umfrage berichteten zudem rund die Hälfe, dass sie Multiple Sklerose bei ihrer aktuellen beruflichen Tätigkeit einschränkt. Davon mussten 41,9 Prozent ihre Tätigkeit reduzieren und 58,1 Prozent berichten, dass sie aufgrund von MS ihre Aufgaben oder Tätigkeit unterbrechen müssen (Quelle: dmsg).
Gründe für Berufsunfähigkeit durch MS
Fatigue
Kognitive Einschränkungen
Depression
Störungen der Koordination und Feinmotorik
Finanzielle Belastungen durch Berufsunfähigkeit
Berufsunfähigkeit stellt für die meisten Menschen eine große finanzielle Belastung dar. Erwerbslosigkeit ist zudem der häufigste Grund für Überschuldung (Quelle: statista). Auch von Armut sind Menschen ohne Einkommen besonders stark betroffen (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung).
Menschen, die aufgrund Ihrer MS-Erkrankung nicht mehr arbeiten können, haben aber mitunter Anspruch auf eine staatliche Erwerbsminderungsrente der Deutschen Rentenversicherung. Die Hürden hierfür sind jedoch vergleichsweise hoch:
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung hingegen zahlt bereits, wenn Sie Ihrem alten Beruf nicht mehr nachgehen können. Außerdem können Sie die Höhe der BU-Rente bei Vertragsabschluss selbst festlegen.
Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen trotz Multipler Sklerose
Eine Ablehnung ist wahrscheinlich
Versicherern ist das Risiko, dass Menschen mit MS berufsunfähig werden, in der Regel zu hoch, auch aufgrund der unvorhersehbaren Krankheitsverläufe. Menschen mit der Diagnose MS müssen daher damit rechnen, dass ihr Antrag abgelehnt wird und sie keine BU abschließen können.
Vorerkrankungen müssen angegeben werden
Der Versicherer erfährt von Ihrer MS, da er Ihnen vor Vertragsabschluss Fragen zu Ihren Vorerkrankungen stellt. Der Impuls wäre verständlich, hier eine Erkrankung wie Multiple Sklerose nicht anzugeben, um doch noch eine BU abschließen zu können. Sie sind jedoch gesetzlich verpflichtet, diese Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten (Quelle: Versicherungsvertragsgesetz § 19). Wird zu einem späteren Zeitpunkt deutlich, dass Sie Ihre MS-Erkrankung hier nicht angegeben haben, kann der Versicherer im schlimmsten Fall die Auszahlung der BU-Rente verweigern. Auf Basis dieser Antworten entscheidet der Versicherer dann, wie er Ihr Risiko für eine Berufsunfähigkeit einschätzt.
Typische Gesundheitsfragen zu MS
„Bestehen oder bestanden in den letzten 3 Jahren Krankheiten, Unfallfolgen oder körperliche Schäden […] der Nerven (auch Epilepsie, Lähmung, Multiple Sklerose)?„
„Wurden Sie in den nachfolgend genannten Zeiträumen wegen Erkrankungen oder Beschwerden ärztlich oder therapeutisch beraten, untersucht oder behandelt? In den letzten 5 Jahren hinsichtlich […] Nerven (z. B. Multiple Sklerose, Epilepsie)?“
So sehen typische Gesundheitsfragen aus
Anonyme Risikovoranfrage mit wenig Aussicht
Einige Versicherer geben an, dass sie Anträge von Menschen mit MS nicht pauschal ablehnen, sondern individuell prüfen würden. Erfahrungen zeigen jedoch, dass Betroffene auch bei diesen Versicherern mit ihrem Antrag wenig Aussicht auf Erfolg haben. Eine Ablehnung Ihres Antrags sollten Sie aber am besten vermeiden. Denn wird Ihr Antrag auf eine BU erst mal von einem Versicherer zurückgewiesen, kann das einen späteren Versicherungsabschluss erschweren: Versicherer tauschen sich über abgelehnte Anträge aus und werden sich auch bei Ihnen vor Vertragsabschluss über bereits abgelehnten Anträge erkundigen.
Zwar können Makler für Sie einen anonymisierten Testantrag für eine BU bei Versicherern stellen, bei denen Ihre Chancen am aussichtsreichsten sind. Durch diese anonyme Risikovoranfrage könnten Sie ohne Risiko erfahren, ob es doch Anbieter gibt, die Sie versichern würden. Die Erfolgsaussichten dürften aber auch bei diesem Vorgehen gering sein.
Rechtliche Unsicherheit bei verkürzten Gesundheitsfragen
Im Rahmen von Sonderaktionen bieten Versicherer manchmal Berufsunfähigkeitsversicherungen mit vereinfachten Gesundheitsfragen an. Statt ausführlichen Fragen zu Vorerkrankungen wird dann zum Beispiel nur eine Frage zu schweren Krankheiten gestellt – Multiple Sklerose muss nicht dazugehören. Zwar hätten hier Menschen mit MS die Chance, eine BU abzuschließen. Allerdings besteht ein Risiko, dass der Versicherer im Fall einer Berufsunfähigkeit nicht leistet. 2016 wurde beispielsweise vor dem Landgericht Heidelberg der Fall eines Mannes verhandelt, dem die Versicherung arglistige Täuschung vorwarf. Er hatte bei den verkürzten Gesundheitsfragen keine Angaben zu seiner Multiplen Sklerose gemacht, auch weil er nicht explizit danach gefragt wurde (Quelle: Landgericht Heidelberg, Az. 2 O 90/16).
Alternativen zur BU
Zwar gibt es neben der BU noch einige andere Versicherungen, mit denen Sie sich gegen finanzielle Belastungen aufgrund einer MS-Erkrankung absichern können. Zu nennen sind hier eine Schwere-Krankheiten-Versicherung, auch Dread-Disease-Versicherung genannt, eine Grundfähigkeitenversicherung oder auch eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Allerdings kann auch hier eine MS-Erkrankung den Abschluss erschweren. Lassen Sie sich am besten von unseren erfahrenen BU-Experten beraten, welche Möglichkeiten der Absicherung Sie in Ihrer individuellen Situation haben.
Kostenfreier Tarifvergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung
Passgenau und individuell von unseren mehrfach ausgezeichneten Experten erstellt.
Zahlt meine BU bei Berufsunfähigkeit durch Multiple Sklerose?
Sie erhalten die vorher vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente, wenn Sie durch Ihre Multiple Sklerose berufsunfähig im Sinne der Berufsunfähigkeitsversicherung sind. Dafür müssen Sie in der Regel die folgenden Voraussetzungen erfüllen:
Um die Berufsunfähigkeitsrente zu erhalten, müssen Sie bei Ihrem Versicherer einen Antrag stellen. Legen Sie am besten gleich alle aussagekräftigen Dokumente bei, die belegen, dass Sie die in den Vertragsbedingungen beschriebenen Voraussetzungen für eine Berufsunfähigkeit erfüllen. Der Versicherer prüft dann Ihren Antrag – dies kann einige Zeit dauern. Stuft auch der Versicherer Sie als berufsunfähig ein, erhalten Sie eine monatliche BU-Rente ausgezahlt.
Leistungsantrag ausfüllen: So geht’s
Vertragsbedingungen prüfen
Ob und wann Sie eine BU-Rente ausgezahlt bekommen, hängt auch von Ihrem individuellen Vertrag ab. Haben Sie zum Beispiel eine Karenzzeit vereinbart, um von günstigeren Beiträgen zu profitieren, dann erhalten Sie trotz Eintritt der Berufsunfähigkeit die Rente erst nach Ablauf dieser Zeit. Ist wiederum in Ihrem Vertrag eine abstrakte Verweisung enthalten, kann der Versicherer die Auszahlung der BU-Rente mit dem Argument verweigern, dass Sie noch eine andere vergleichbare berufliche Tätigkeit ausüben könnten.
Schauen Sie also am besten in Ihren Vertragsbedingungen nach, ob Klauseln und Regelungen enthalten sind, die sich auf die Auszahlung der BU-Rente auswirken. Unsere separate Seite zu den wichtigsten Klauseln und Regelungen in BU-Verträgen kann Ihnen dabei helfen.
Was ist eigentlich Multiple Sklerose?
Multiple Sklerose, häufig als MS abgekürzt, ist eine nicht heilbare Krankheit des Nervensystems. Bei MS greift das Immunsystem den eigenen Körper, genauer die äußere Schicht von Nervenfasern im Zentralnervensystem an.
Da die Erkrankung sehr unterschiedlich verläuft, wird MS auch als die „Krankheit mit den 1.000 Gesichtern“ bezeichnet. Nicht nur können die Symptome von Person zu Person unterschiedlich sein. Häufig sind etwa Lähmungen, Sehstörungen, Gefühlsstörungen der Haut, Inkontinenz, Fatigue, Konzentrationsschwierigkeiten, Schmerzen oder auch Depression. Auch kann die Erkrankung von Patient zu Patient sehr unterschiedlich verlaufen. Typisch sind Schübe zum Krankheitsbeginn, also das Auftreten neuer oder bereits bekannter Beschwerden über mindestens 24 Stunden. Diese Krankheitszeichen können sich ganz oder teilweise zurückbilden. Die genauen Ursachen von MS sind aktuell bislang nicht geklärt. Multiple Sklerose ist nicht ansteckend.
Weitere mögliche Ursachen für Berufsunfähigkeit
Haben Sie alles gefunden?
Hier finden Sie weitere interessante Inhalte zum Thema:
Schnelle Frage, Kritik oder Feedback?
Wir helfen Ihnen gerne. Professionelle Beratung von echten Menschen. Rufen Sie uns zum Ortstarif an oder schreiben Sie uns per E–Mail.