Was Sie bei der Berufs­unfähigkeits­versicherung trotz Übergewicht beachten müssen

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Das Wichtigste in Kürze

  • Ob Sie mit Über­ge­wicht eine Be­rufs­un­fähig­keits­ver­siche­rung (BU) bekommen, hängt von Ihrem konkreten Gewicht, etwaigen Folge­­erkrankungen sowie vom Versicherer ab.
  • Bei leichtem Über­ge­wicht können Sie in der Regel eine BU zu normalen Bedingungen abschließen.
  • Adipositas liegt bei einem Körpermasseindex ab 30 vor und kann zu höheren Beiträgen, Ausschlüssen von Ursachen für eine BU oder gar einer Ablehnung des Antrags führen.
  • Bei Adipositas ist es sinnvoll, eine anonyme Risiko­voranfrage bei mehreren Versicherern zu stellen.

Das erwartet Sie hier

Wie Sie trotz Übergewicht eine Berufs­unfähigkeits­­­versicherung (BU) abschließen und wann die Versicherung bei Berufs­unfähigkeit durch Adipositas zahlt.

Inhalt dieser Seite
  1. Berufsunfähig durch Adipositas
  2. BU abschließen trotz Übergwicht
  3. Zahlt meine BU?
  4. Was gilt eigentlich als Übergewicht?

Übergewicht als Ursache einer Berufs­unfähigkeit

In Deutschland sind 60 Prozent der Erwachsenen übergewichtig, starkes Übergewicht (Adipositas) haben 24 Prozent. Der Körper von Menschen mit Adipositas kann weniger belastbar sein, zum Beispiel leiden stark übergewichtige Menschen häufig unter Atemnot oder ermüden rascher bei körperlicher Anstrengung. Auch können Sie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sein. Sie können dadurch daran gehindert werden, ihrem Beruf weiter nachzugehen.

Eine Untersuchung zeigt zum Beispiel, dass im Vergleich zu normalgewichtigen Arbeitnehmerinnen adipöse Frauen 5,19 zusätzliche Fehltage im Jahr 2009 hatten. Stark übergewichtige Männer hatten 3,48 zusätzliche Fehltage (Quelle: Universität Hamburg).

Icon Scheitern

Adipositas selbst führt zwar nur selten direkt zu einer Berufs­unfähigkeit, deutlich häufiger sind Begleit- und Folge­erkrankungen die Ursache, dass adipöse Menschen ihrer Erwerbsarbeit nicht mehr nachgehen können.

Häufige Begleit- und Folge­erkrankungen von Über­ge­wicht

  • Arthrose
  • Bluthochdruck
  • Depression
  • Typ-2-Diabetes
  • Fettstoffwechselstörung
  • Herzinfarkt
  • Herzinsuffizienz
  • Hormonelle Störungen (z. B. Unfruchtbarkeit oder Potenzstörungen)
  • Krebs­erkrankungen
  • Schlaganfall

Berufs­unfähigkeit: Begleit- und Folge­erkrankungen als Ursache

Viele Begleit- und Folgekrankheiten von Adipositas sind, statistisch gesehen, häufige Gründe für eine Berufs­unfähigkeit:

Ursachen für Berufs­unfähigkeitin %
Psychische Erkrankungen (z. B. Depression)29,5
Krebs 19,3
Erkrankungen des Bewegungsapparats (z. B. Arthrose)19,1
Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystem (z. B. Herzinfarkt)6,1

(Quelle: Gesamtverband der Versicherer)

Finanzielle Belastung durch Berufs­unfähigkeit

Für die meisten Menschen bedeutet eine Berufs­unfähigkeit eine starke finanzielle Belastung. Erwerbslosigkeit ist einer der häufigsten Gründe für Überschuldung (Quelle: statista). Menschen ohne Einkommen sind auch besonders stark von Armut betroffen (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung).

Menschen, die ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen können, haben zwar mitunter Anspruch auf eine staatliche Erwerbsminderungs­rente der Deutschen Renten­­versicherung. Diese Rente liegt im Durchschnitt jedoch nur bei rund 1000 Euro (Quelle: VersicherungsJournal). Gleichzeitig sind die Voraussetzungen, eine Erwerbsminderungs­rente zu erhalten, vergleichsweise hoch:

  • Sie dürfen nur noch wenige Stunden am Tag oder gar nicht mehr arbeiten können. Diese Einschränkung gilt nicht nur für Ihren letzten Beruf, sondern für alle auf dem Arbeitsmarkt möglichen Beschäftigungen.
  • Sie müssen ausreichend lange in die Renten­­versicherung eingezahlt haben oder Wartezeiten erfüllen. Gerade bei jungen Menschen und Selbständigen kann der Anspruch auf eine Erwerbsminderungs­rente daran scheitern.

Eine Berufs­unfähigkeits­­versicherung leistet hingegen bereits, wenn Sie Ihrer bisherigen beruflichen Tätigkeit nicht mehr nachgehen können. Außerdem legen Sie die Höhe der BU-Rente bei Vertragsabschluss selbst fest.

Icon Graph

Übergewicht und Adipositas werden rasant zunehmen

Die Zahl der Menschen, die durch Adipositas und vor allem die Begleit- und Folgekrankheiten berufsunfähig werden, könnte in Zukunft noch ansteigen: Experten gehen davon aus, dass die Zahl an Adipositas erkrankter Menschen in Europa bis 2035 weiter steigen wird. Der Anteil der adipösen Männer wird von aktuell 22 auf 39 Prozent und der von adipösen Frauen von 24 auf 35 Prozent zunehmen (Quelle: World Obesity Atlas).

Berufs­unfähigkeits­­versicherung abschließen trotz Übergewicht

Der Abschluss einer Be­rufs­un­fähig­keits­ver­siche­rung (BU) trotz Über­ge­wicht ist prinzipiell möglich. Sollten Sie allerdings bereits an Begleit- und Folgekrankheiten der Adipositas leiden, etwa Diabetes oder Bluthochdruck, ist ein Versicherungsabschluss meist nicht mehr möglich. Leiden Sie nur an Adipositas schätzen die Versicherer Ihr Risiko für eine Berufs­unfähigkeit individuell anhand Ihres Gewichts und Ihres Alters ein und bieten Ihnen entweder einen Vertrag an, der dieses erhöhte Risiko ausgleicht oder lehnen Ihren Antrag ab.


Genaues Gewicht ist ausschlaggebend

Jede Versicherungsgesellschaft legt ihre eigenen Annahmerichtlinien fest, wie sie mit Antragstellern umgeht, die unter Über­ge­wicht leiden. Grob lässt sich jedoch folgende Vorgehensweise feststellen:

  • Leichtes Übergewicht
    Aus den Annahmerichtlinien einiger Anbieter geht hervor, dass ab einem Körpergewichtsindex von 25 von Über­ge­wicht ausgegangen wird. Bei leichtem Über­ge­wicht kann Versicherungsschutz meist zum normalen Beitrag vereinbart werden.  Je nach ausgeübtem Beruf oder Begleit­erkrankungen kann jedoch auch bei einem BMI von unter 30 ein Abschluss nur mit einem Beitragszuschlag möglich sein.
  • Starkes Übergewicht
    Bei starkem Über­ge­wicht ist ein Abschluss einer BU meist nur mit einem sogenannten Risikozuschlag möglich. Das bedeutet, dass Sie monatlich mehr Beitrag zahlen müssen als normal. Einen Zuschlag fordern Versicherer meistens erst ab einem BMI von 30.
  • Adipositas Grad II und III
    Bei Adipositas Grad II oder III wird der Antrag oft abgelehnt oder es werden Ausschlüsse vereinbart. Das bedeutet, dass der Versicherer bestimmte Ursachen einer Berufs­unfähigkeit, etwa Erkrankungen des Bewegungsapparats, vertraglich ausschließt. Sie erhalten dann also keine Berufs­unfähigkeitsrente, wenn Sie zum Beispiel aufgrund von chronischen Rückenschmerzen oder auch Gelenkverschleiß in den Knien Ihrer Erwerbsarbeit nicht mehr nachgehen können.

Das Alter spielt ebenfalls eine Rolle

Bei der Einschätzung Ihres Risikos für eine Berufs­unfähigkeit ist für Versicherer auch Ihr Alter relevant. Sie gehen dabei von der folgenden Annahme aus: Jüngere Versicherte, die bereits an Über­ge­wicht leiden, haben mehr Zeit als ältere, Be­gleit­- und Folgeer­krankungen zu entwickeln. Aus Sicht der Versicherer haben sie also statistisch gesehen ein höheres Risiko, berufsunfähig zu werden. Sie bekommen daher in der Regel einen Vertrag angeboten, bei dem sie höhere Beiträge zahlen müssen als ältere Antragsteller mit gleichem BMI oder ihr Antrag wird ganz abgelehnt. Dies ist ein Beispiel für die Annahmeregeln eines BU-Versicherers:

Icon Kalender
AlterBMIBewertung
303125 % Beitragszuschlag
5031Kein Beitragszuschlag
AlterBMIBewertung
3040Ablehnung
5040100 % Beitragszuschlag

Das fragen Versicherer in der Gesundheitsprüfung zu Über­ge­wicht

Im Antrag zur Be­rufs­un­fähig­keits­ver­siche­rung fragen Versicherungsgesellschaften ganz gezielt nach dem Gewicht und der Größe der zu versichernden Person. Auf diese Weise bestimmen sie den BMI, um einschätzen zu können, ob Über­ge­wicht besteht. Auch folgende Fragen zur Gewichtsveränderung sind durchaus üblich:

„Hat sich Ihr Gewicht im letzten Jahr verändert? Falls ja: Um wie viel Kilogramm?“

Auch wird der Versicherer konkretere Fragen zu Ihrem gewichtsbedingtem Risiko stellen. Hier sehen Sie einige Beispielfragen:

  • „Leiden oder litten Sie innerhalb der letzten fünf Jahre an folgenden Erkrankungen: Herzerkrankung, Blutgefäßerkrankung, Bluthochdruck, Nierenerkrankung, Schilddrüsenerkrankung, Diabetes, Stoffwechselstörung, Essstörung.“
  • „Haben Sie in den letzten 5 Jahren wegen einer Ess- oder Verdauungsstörung Medikamente ohne ärztliche Verordnung eingenommen (z. B. Abführmittel, Appetitzügler)? Falls ja, welche?“
  • „Wurden bei Ihnen in den letzten 5 Jahren Blutdruckwerte über 140/90 mmHg gemessen? Falls ja, wie hoch war er bei den letzten Messungen? Wann jeweils? Wann gemessen?“
  • „Wurde bei Ihnen in den letzten 5 Jahren eine Leberwerterhöhung oder eine Lebererkrankung (z. B. Fettleber) festgestellt?“
  • „Haben Sie aufgrund von Gewichtsproblemen, Gewichtsänderungen oder einer Essstörung Ärzte oder andere Therapeuten in Anspruch genommen?“
  • „Bestehen oder bestanden innerhalb der letzten fünf Jahre Beschwerden seitens des Bewegungsapparates (z. B. Knie, Wirbelsäule)? Falls ja: Welche?“

Mehr typische Gesundheitsfragen in der Berufs­unfähigkeits­versicherung


Icon Personalbeschaffung

Keine Informationen verschweigen

Sie dürfen dem Versicherer in keinem Fall wichtige Informationen zu Ihrem Ge­sund­heits­zustand vorenthalten. Antworten Sie nicht vollständig und wahrheitsgemäß auf die Gesundheitsfragen des Versicherers, kann sich dieser im Ernstfall auf die Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht berufen und Ihnen die Auszahlung der Berufs­un­fähig­keits­rente verwehren, wenn Sie berufsunfähig werden.

Berufs­unfähigkeits­versicherung mit vereinfachten Gesundheitsfragen

Es gibt Versicherer, die beim Abschluss für die Berufs­unfähigkeits­versicherung lediglich ver­ein­fachte Gesund­heits­fragen stellen. Diese Fragen beziehen sich oftmals auf schwere Vor­erkrankungen wie Krebs, HIV oder Multiple Sklerose. Allerdings wird auch hier grundsätzlich das Gewicht abgefragt. Für Betroffene erhöhen solche BU-Aktionen also auch nicht wirklich die Chancen, eine Berufs­unfähigkeits­versicherung abschließen zu können.

Unsere Tipps im Überblick

Möchten Sie eine Berufs­unfähigkeits­versicherung abschließen und liegt Ihr BMI bei über 30, bietet sich folgende Heran­gehens­weise an:

  1. Lassen Sie gleich bei mehreren Gesellschaften eine anonyme Risikovoranfrage stellen. Unsere BU-Experten führen diese gern für Sie durch.
  2. Bereiten Sie für die Risikovoranfrage Ihre Gesundheitshistorie auf, insbesondere hinsichtlich möglicher Begleit­erkrankungen.
  3. Stellen Sie sich auf die Beantwortung eines Zusatzfragebogens ein, mit dem oft auch Arztberichte angefordert werden.
  4. Eventuell hat der Versicherer noch Rückfragen, die Sie beantworten müssen.
  5. Sie erhalten schließlich von jedem anonym angefragten Anbieter eine Einschätzung, ob und unter welchen Bedingungen er Sie versichern würde, wenn Sie offiziell eine BU beantragen würden. Sie können nun unter diesen Angeboten das für Sie beste auswählen. Unsere BU-Berater unterstützen Sie hierbei gern.

Kostenfreier Tarifvergleich zur Berufs­unfähigkeits­­­versicherung

Passgenau und individuell von unseren mehrfach ausgezeichneten Experten erstellt.

Zahlt meine BU bei Berufs­unfähigkeit durch Übergewicht?

Haben Sie rechtzeitig eine private Berufs­unfähigkeits­versicherung abgeschlossen und werden Sie aufgrund Ihres Übergewichts oder Folge­erkrankungen berufsunfähig, zahlt Ihnen Ihr Versicherer eine Berufs­unfähigkeitsrente, wenn Sie die folgenden Voraussetzungen erfüllen:

Mindestens 50 Prozent

Der Grad der Berufs­unfähigkeit beträgt mindestens 50 Prozent.

Icon Kalender

Mindestens 6 Monate

Ihre Berufs­unfähigkeit dauert mindestens sechs Monate an.

Ärztlich bestätigt

Ein Arzt hat den Grad der Berufs­unfähigkeit und die Dauer bestätigt.

Icon Person mit Pfeilen

Ohne Verweisungen

Ihr BU-Vertrag enthält keine konkrete oder abstrakte Verweisung.

Ohne Ausschlüsse

Es wurden keine Folge­erkrankungen des Übergewichts als Ursache einer Berufs­unfähigkeit vertraglich ausgeschlossen.

Mehr zum Thema: Wann ist man berufsunfähig?

Um eine Berufs­unfähigkeitsrente ausgezahlt zu bekommen, müssen Sie einen Antrag bei Ihrem Versicherer stellen. Wie Sie bei der Antragstellung am besten vorgehen, erfahren Sie auf unserer separaten Seite „Leistungsantrag für die Berufs­unfähigkeits­­versicherung“.

Was gilt als Übergewicht?

Was bedeutet Adipositas?

Als Adipositas wird im Allgemeinen eine Stoffwechsel- und Ernährungskrankheit mit starkem Über­ge­wicht verstanden. Die Welthandelsorganisation (WHO) geht ab einem Körpermaßindex (Body-Mass-Index (BMI)) von über 30 von Adipositas aus.

Icon Waage

BMI im Überblick

BMIGewichts­klassifikation
Unter 18,5Untergewicht
18 – 24,9Normalgewicht
25 – 29,9Übergewicht
30 – 34,9Adipositas Grad I
35 – 39,9Adipositas Grad II
Ab 40Adipositas Grad III

So berechnen Sie Ihren BMI

Körpergewicht in kg ÷ (Körpergröße in m)2 = BMI*

*Bei der Einschätzung gesundheitlicher Risiken aufgrund des Gewichts kann der BMI eine erste Orientierung bieten. Allerdings ist die Aussagekraft des BMI begrenzt: Muskelmasse, die auch zu einem höheren Gewicht führt, wird bei der Berechnung nicht berücksichtigt. Zudem gibt er keine Auskunft darüber, um welches Fettgewebe es sich handelt: Sogenanntes Organfettgewebe kann beispielsweise mit einem erhöhten Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 und koronarer Herzkrankheiten einhergehen im Vergleich zu Unterhautfettgewebe (Quelle: aerzteblatt.de).


Das erhöht das Risiko für Adipositas

Icon Familie

Genetische Veranlagung

Icon Kreis aus Pfeilen

Hormonelle Störung

Icon Fast Food

Fehlernährung

Icon Sessel

Bewegungsmangel

Icon Geburtstagtorte

Essstörungen (z. B. Binge-Eating-Störung)

Icon Daumen runter

Niedriger sozialer Status

Icon Person im Bett

Schlafmangel

Icon Kopfschmerzen

Stress


Weitere mögliche Ursachen für Berufs­unfähigkeit

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Katharina Burnus
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