Gibt es bei der Berufs­unfähigkeits­versicherung eine Wartezeit?

Foto von Swantje Niemann
Zuletzt aktualisiert am

Das Wichtigste in Kürze

  • Die meisten Berufs­unfähigkeits­versicherungen haben keine Wartezeit, man ist also von Anfang an abgesichert.
  • In einigen Sonderfällen sind Wartezeiten möglich.
  • Man kann jedoch eine Karenzzeit vereinbaren, welche die Auszahlung der Berufs­unfähigkeitsrente im Fall einer Berufs­unfähigkeit hinauszögert – das spart Beiträge, ist aber auch ein erheblicher Nachteil.

Das erwartet Sie hier

Wie Wartezeiten und Karenzzeiten bei der Berufs­unfähigkeits­versicherung funktionieren.

Inhalt dieser Seite
  1. Grundsätzlich keine Wartezeit
  2. Wann gibt es doch Wartezeiten?
  3. Das spricht gegen Karenzzeiten

Keine Wartezeit in der Berufs­unfähigkeits­versicherung

Bei der Berufs­unfähigkeits­versicherung gibt es normalerweise keine Wartezeit. Der Anspruch auf eine Berufs­unfähigkeitsrente im Fall einer Berufs­unfähigkeit beginnt ab Inkrafttreten des Vertrags. Das heißt, wenn Sie eine Berufs­unfähigkeits­versicherung abschließen und ein paar Tage später zum Beispiel aufgrund eines Unfalls berufsunfähig werden, erhalten Sie Ihre Berufs­unfähigkeitsrente.

Im Normalfall muss nur durch einen Arzt bestätigt werden, dass die Berufs­unfähigkeit voraussichtlich sechs Monate oder länger bestehen wird. Die Leistungen werden bei verspäteter Meldung auch rückwirkend erbracht.

So beantragen Sie die Berufs­unfähigkeitsrente

Wenn unmittelbar nach Abschluss der Berufs­unfähigkeits­versicherung eine Berufs­unfähigkeit eintritt, sind Sie versichert. Versicherer werden allerdings in diesem Fall besonders genau prüfen, ob eine vorvertragliche Anzeigepflicht­verletzung vorliegt.


Vorteil gegenüber staatlicher Absicherung

Der Wegfall einer Wartezeit ist ein Vorteil der Berufs­unfähigkeits­versicherung gegenüber der gesetzlichen Erwerbsminderungs­rente. Um einen Anspruch auf diese zu haben, muss man auf fünf Versicherungsjahre in der Renten­versicherung kommen und drei Jahre lang Pflichtbeiträge gezahlt haben. Da Studierende, Auszubildende und Berufseinsteiger das häufig nicht vorweisen können, ist eine Berufs­unfähigkeits­versicherung für sie besonders sinnvoll.

Unterschied zwischen Warte- und Karenzzeit

Beachten Sie, dass eine Karenzzeit etwas anderes als eine Wartezeit ist: Während eine Wartezeit den Zeitraum beschreibt, der nach dem Vertragsschluss vergehen muss, bevor Sie einen Anspruch auf die Leistung haben, ist eine Karenzzeit bei der Berufs­unfähigkeits­versicherung die Zeit, in der Sie trotz Eintritt der Berufs­unfähigkeit keinen Anspruch auf die Leistung haben.

Ausnahmen: Wann gibt es trotzdem Wartezeiten?

Sonderaktionen: Berufs­unfähigkeits­versicherung mit Wartezeit

Im Rahmen zeitlich begrenzter Aktionen bieten Versicherer manchmal die Möglichkeit an, mit stark vereinfachen Gesundheitsfragen eine Berufsunfähigskeit­versicherung abzuschließen. Im Gegenzug gilt dann eine Wartezeit, die in der Regel fünf Jahre beträgt. Man ist also nur versichert, wenn die Berufs­unfähigkeit erst nach Ablauf dieser Wartezeit eintritt. Manchmal ist unfallbedingte Berufs­unfähigkeit von der Wartezeit ausgenommen. Auch gibt es hier mitunter Obergrenzen für die Höhe der Berufs­unfähigkeitsrente. In den letzten Jahren hatten zwei Versicherer vorübergehend solche Versicherungen im Angebot.

Die erste Reaktion von Verbraucherschützern war grundsätzlich positiv, da so auch Menschen mit Vor­erkrankungen bessere Chancen auf eine Berufs­unfähigkeits­versicherung hätten und das Risiko, durch versehentliche falsche Antworten bei den Gesundheitsfragen die Versicherungsleistung zu gefährden, verringert sei.


Wartezeit bei der Nach­versicherungsgarantie

Bei mehreren Versicherern geht die Nutzung der Nach­versicherungsgarantie mit einer Wartezeit einher: Man erhält die erhöhte Versicherungssumme nur, wenn die Berufs­unfähigkeit drei Jahre nach der Erhöhung eintritt. Bei einem Versicherer ist Berufs­unfähigkeit infolge eines Unfalls ist davon ausgenommen.


Wartezeiten bei Beitragsbefreiungen

Es gibt noch eine weitere Situation, in der Sie auf eine Berufs­unfähigkeits­versicherung mit Wartezeit stoßen können: bei Altersvorsorgeverträgen, die eine Beitragsbefreiung im Fall einer Berufs­unfähigkeit vorsehen (Berufs­unfähigkeitszusatz­versicherung). Manche Versicherer stellen hier Gesundheitsfragen, andere sehen eine Wartezeit vor, die typischerweise drei Jahre beträgt. Bestimmte Vor­erkrankungen können allerdings auch bei letzterer Variante zum Problem werden.

Warum Experten von Karenzzeiten abraten

Die Karenzzeit ist der Zeitraum, der zwischen der Feststellung der Berufs­unfähigkeit und dem Zahlungsbeginn liegt. Dieser Zeitraum kann individuell festgelegt werden. Die Karenzzeit beginnt mit dem Ende des Monats, in dem die Berufs­unfähigkeit festgestellt wurde.

Die Bedingung dafür, dass die Versicherung schließlich leistet, ist, dass die Berufs­unfähigkeit während der Karenzzeit durchgehend besteht. Kann man vor Ablauf der Karenzzeit wieder zu seiner Arbeit zurückkehren, muss die Versicherung nicht zahlen. Ob während der Karenzzeit Beiträge gezahlt werden müssen, ist von Tarif zu Tarif unterschiedlich. Im Austausch gegen die Vereinbarung einer Karenzzeit – insbesondere einer längeren Karenzzeit – fallen die Versicherungsbeiträge niedriger aus.

Ab wann ist man berufsunfähig?

Wie lange dauert die Karenzzeit?

In der Regel werden Karenzzeiten von sechs bis zwölf Monaten vereinbart. Sogar 24 Monate sind möglich. Doch sollten Verbraucher genau überlegen, wie lange die Karenzzeit dauern soll. Denn in diesem Zeitraum erhält man aufgrund der bestehenden Berufs­unfähigkeit weder Gehalt noch Berufs­unfähigkeitsrente. Daher sollte man genau durchrechnen, wie viel Zeit man durch Lohnersatzleistungen und Rücklagen finanziell überbrücken kann.

Icon Kalender

Abhängig von der Länge der Karenzzeit genügen Lohnfortzahlungen und Krankengeld nicht, um diesen Zeitraum zu überbrücken. Beachten Sie auch, dass man keine Leistungen aus einer privaten Krankentagegeld­versicherung beziehen kann, wenn eine Berufs­unfähigkeit festgestellt wurde (Quelle: test.de). Auch auf die Erwerbsunfähigkeitsrente kann man sich nicht notwendigerweise verlassen, da deren Beantragung lange dauert.


Kostenersparnis, aber auch erhebliche Nachteile

Durch die Karenzzeit ist es möglich, die monatlichen Versicherungsbeiträge zu verringern. Gleichzeitig zögert dies die Zahlung der Berufs­unfähigkeitsrente heraus und erhöht die finanzielle Belastung durch die Berufs­unfähigkeit. Eine Karenzzeit verhindert unter Umständen, dass Sie überhaupt eine Leistung erhalten. Dem stehen Kostenersparnisse von nur etwa 10 Prozent gegenüber.

Aus diesem Grund sollten Sie lieber eine Versicherung ohne Karenzzeit abschließen. Diese sind mittlerweile ohnehin häufiger, weil die Nachfrage nach Versicherungen mit Karenzzeit gering ist.

Kostenfreier Tarifvergleich zur Berufs­unfähigkeits­­versicherung

Passgenau und individuell von unseren mehrfach ausgezeichneten Experten erstellt.

Die häufigsten Fragen zur Wartezeit bei der Berufs­unfähigkeits­versicherung

Was ist der Unterschied zwischen Wartezeit und Karenzzeit?

lesen

Die Karenzzeit greift, wenn der Leistungsfall eintritt. Ist eine Karenzzeit vereinbart, muss der Versicherer nicht sofort leisten, sondern erst nach der vereinbarten Zeit und nur, wenn der Anlass für die Leistung (in diesem Fall Berufs­unfähigkeit) dann immer noch gegeben ist. Eine Wartezeit hingegen beginnt gleich nach dem Beginn der Versicherung. Bei Leistungsfällen innerhalb der Wartezeit muss die Versicherung nicht leisten, sondern erst danach. Ein typisches Beispiel ist die Rechtsschutz­versicherung, bei der für bestimmte Rechtsgebiete eine Wartezeit gilt. Bei der Berufs­unfähigkeits­versicherung sind Tarife mit Wartezeiten die Ausnahme, Karenzzeiten hingegen werden häufiger vereinbart. Auch während Wartezeiten müssen Beiträge gezahlt werden, bei der Karenzzeit variiert dies.

Wo bekomme ich die beste Berufs­unfähigkeits­versicherung?

lesen

Orientierung bei der Suche nach der besten Berufs­unfähigkeits­versicherung bieten unter anderem Kundenbefragungen und Tests unabhängiger Institute. Wir haben aktuelle Testergebnisse für Sie ausgewertet.

Was ist die Karenzzeit bei der BU?

lesen

Die Karenzzeit bei der Berufs­unfähigkeits­versicherung (BU) ist ein Zeitraum nach dem Eintreten des Leistungsfalls, also nach dem Eintritt der Berufs­unfähigkeit, in dem die Versicherung nicht zahlt. Sie leistet erst nach dem Ablauf der Karenzzeit, solange die Berufs­unfähigkeit nicht innerhalb der Karenzzeit nachgelassen hat. Die Dauer der Karenzzeit bewegt sich zwischen drei und 24 Monaten. Wer eine längere Karenzzeit vereinbart, muss im Gegenzug niedrigere monatliche Prämien für die Berufs­unfähigkeits­versicherung zahlen. Das ist allerdings nur empfehlenswert, wenn man dank Leistungen wie Lohnfortzahlungen und Krankengeld oder eigenen Ersparnissen sicher ist, die Karenzzeit finanziell gut überbrücken zu können.

Haben Sie alles gefunden?

Schnelle Frage, Kritik oder Feedback?

Wir helfen Ihnen gerne. Professionelle Beratung von echten Menschen. Rufen Sie uns zum Ortstarif an oder schreiben Sie uns per E–Mail.

Foto von Katharina Burnus
Katharina Burnus
Ihre Ansprechpartnerin
Erfahrungen & Bewertungen zu transparent-beraten.de GmbH