Das Wichtigste in Kürze
Das erwartet Sie hier
Warum eine Cyber-Versicherung für Kfz sinnvoll ist, welche Versicherungen Cyber-Schäden am Auto abdecken und was Sie tun können, um Ihr Auto vor einer Cyber-Attacke zu schützen.
Inhalt dieser SeiteWarum existiert bisher keine separate Cyber-Versicherung für Kfz?
Auto wird zum Connected Car
Die fortschreitende Vernetzung von Dingen birgt große Gefahren für Besitzer eines Kfz. Denn das Internet ist mittlerweile auch ins Auto eingezogen und mit diesem das Risiko eines Hackerangriffs. Prognosen zufolge könnte das vernetzte Auto zukünftig zum Hauptziel von IT-Kriminalität werden. Höchste Zeit also, nach einer Versicherung Ausschau zu halten, die bei Schäden durch einen Cyber- Angriff auf das eigene Auto greift.
Keine Cyber-Versicherung für Kfz in Deutschland
Der Prozess der ganzheitlichen Vernetzung von Autos vollzog sich in den letzten Jahren in einem enormen Tempo. Allein bis 2023 soll sich die Zahl vernetzter Fahrzeuge in Europa nahezu verdreifachen. Eine rasante Entwicklung, die es vielen Versicherern schwer macht, rechtzeitig mit passenden Versicherungsprodukten auf diese neue Realität zu reagieren. Angesichts dieser Tatsache verwundert es daher nicht, dass es in Deutschland bisher keine spezielle Cyber-Versicherung für Kfz gibt. Doch ist dieser Umstand nicht nur der Entwicklungsgeschwindigkeit geschuldet, sondern auch dem Fakt, dass Autohersteller generierte Kundendaten nur ungern den Versicherern zur Verfügung stellen. Doch Fahrer- und Fahrzeugdaten sind für Versicherer notwendig, um das Schadenspotential beim vernetzten Fahren abschätzen zu können. Nur wenn diese Daten vorliegen, kann es Versicherern künftig gelingen, eine Cyber-Versicherung zu entwickeln, die passgenauen Schutz bei Cyber-Attacken auf Autos bietet.
Kritik: Viel Datenspeicherung beim Autofahren
Die Nutzung und Speicherung von Fahrdaten wie beispielsweise Brems- und Beschleunigungsverhalten des Autofahrers ist nicht ganz unproblematisch – zumindest aus datenschutzrechtlicher Sicht. Da diese Daten das Fahrzeug aber anonymisiert verlassen, werden in der Regel keine Datenschutzbestimmungen verletzt.
Welche Versicherung übernimmt Cyber-Schäden am Auto?
Auch wenn es bisher keine separate Cyber-Versicherung für Kfz gibt, so besteht dennoch die Möglichkeit, Cyber-Risiken am Auto über Standardversicherungen abzudecken.
Kfz-Haftpflichtversicherung
Als Halter eines Fahrzeugs sind Sie von vornherein im Besitz einer Kfz-Haftpflichtversicherung. Diese ist gesetzlich vorgeschrieben und ersetzt Schäden an fremden Autos. Macht ein Hacker Ihr Auto zu einem ferngesteuerten Geschoss, mit der Folge eines Schadens an einem Fremdfahrzeug, kann möglicherweise ebenfalls die Kfz-Haftpflichtversicherung greifen. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass Sie Ihre Kfz-Haftpflichtversicherung mit einer Zusatzpolice gegen Cyber-Angriffe erweitert haben.
Produkthaftpflichtversicherung
Die Produkthaftpflichtversicherung ist keine Versicherung für Privatpersonen. Stattdessen schützt sie Unternehmen im Rahmen der Betriebshaftpflichtversicherung vor Schäden gegenüber Dritten. Dennoch kann dieses Versicherungsprodukt indirekt auch für Besitzer von vernetzten und autonomen Fahrzeugen interessant sein. Kommt es nämlich hier zu einem Kfz-Schaden durch eine Cyber-Attacke, wird der Unfall nicht auf menschliches Versagen zurückgeführt, sondern auf das Auto selbst beziehungsweise das verbaute System. Den Unfallschaden würde somit die Produkthaftpflichtversicherung des jeweiligen Automobilherstellers tragen, was den Abschluss einer separaten Cyber-Versicherung durch den Besitzer überflüssig macht. Da autonome Fahrzeuge bisher noch sehr selten in Deutschland sind, dürfte sich diese Versicherungsvariante jedoch erst in Zukunft lohnen.
Versicherungswechsel in Erwägung ziehen
Ihre Kfz-Haftpflichtversicherung inkludiert keine derartige Tarifoption? In diesem Fall kann der Wechsel zu einer anderen Versicherung sinnvoll sein. Denn angesichts der vielen Cyber-Vorfälle in den letzten Jahren, ist das Fahren eines vernetzten Autos ohne Cyber-Absicherung mittlerweile sehr risikoreich. Schon allein weil die Wiederherstellungskosten an Fahrzeugsoftware und Steuergerät nach einer Cyber-Attacke so hoch sind, dass man diese ohne Versicherung nur schwer stemmen kann.
Wie werden Cyber-Schäden am Fahrzeug verursacht?
Einfallstore sind Infotainment- und CAN-System
Cyber-Kriminelle können mittlerweile über viele Wege Schäden am vernetzten Fahrzeug verursachen. Einfallstore für Cyber-Angriffe sind dabei stets WiFi- und Bluetooth-Verbindungen, mittels derer sich Hacker Zutritt zum Innenleben des Autos verschaffen. Wird lediglich das Infotainment-System des Fahrzeugs gehackt, können sich Opfer meist noch glücklich schätzen. Aktivierte Scheibenwischer, ein laut aufgedrehtes Radio und eine eingeschaltete Klimaanlage gelten als ein noch glimpflicher Ausgang einer Cyber-Attacke. Gelingt es Cyber-Kriminellen jedoch, bis in das CAN-System (Controller-Area-Network) einzudringen, wird es gefährlich. Denn dann haben sie Zugriff auf Steuergeräte und können Fahrfunktionen wie das Antiblockiersystem oder das elektronische Stabilitätsprogramm manipulieren. Auf diese Weise sind Hacker in der Lage, ungewollte Brems- und Beschleunigungsmanöver auszulösen, was ein absolutes Horrorszenario für jeden Autofahrer ist.
Die fünf Formen des Car Hacking
Das sogenannte “Car Hacking” tritt mittlerweile in fünf verschiedenen Formen auf. Da Car Hacker jedoch immer dreister und cleverer werden, kommen ständig neue Formen des Car Hacking dazu. Die Folgenden sind jedoch die wichtigsten:
Realy Attack
Mittels einer Scanner-Box fängt der Hacker das Funksignal des Autoschlüssels ab, um Schlüsseldaten zu kopieren und das Auto zu öffnen.
Car Cloning
Hacker verleihen geklauten Autos die Identitäten anderer Autos, um diese unbemerkt weiterzuverkaufen.
Remote Hacking
Der Hacker verändert, aktiviert oder deaktiviert mittels drahtloser Telekommunikationsnetzwerke bestimmte Funktionen am Fahrzeug.
Ransomware-Erpessung
Mithilfe von Ransomware wie Wannacry verschlüsseln Hacker die Datensätze eines Fahrzeugs und legen dieses so vollständig lahm.
Data Fishing
Cyber-Kriminelle hacken die persönlichen Fahrer- und Fahrzeugdaten wie Kreditkarteninformation sowie Login-Daten und missbrauchen diese.
Welche Kfz werden zu Opfern von Cybercrime?
E-Auto und Verbrenner gleichermaßen gefährdet
Wie bereits anfangs dargestellt, tragen alle Besitzer von Fahrzeugen mit Internetzugang das Risiko, Opfer einer Cyber-Attacke zu werden. Somit ist es zunächst egal, ob Sie ein Elektrofahrzeug fahren oder doch einen herkömmlichen Verbrenner – zumal alle modernen Autos heute zunehmend vernetzt werden. Dennoch sind E-Autos anfälliger für Hacker-Angriffe. Einfallstor ist dabei weniger die Elektronik, sondern vielmehr die integrierte Fahrzeugsoftware. Diese stammt meist von Fremdunternehmen und verfügt häufig nicht über die notwendige Aktualität. Zeit, um die Steuerungssoftware vorab zu testen, haben Hersteller aufgrund hoher Arbeitskapazität nicht. Auf diese Weise entsteht eine Schwachstelle, die Hacker sofort ausnutzen, indem sie Schadcodes in die Software infiltrieren. Die Folge sind eine defekte Lenkung und Bremsen, deren Reparatur schwierig und teuer ist.
Welche Ziele verfolgen Hacker mit Cyber-Angriffen auf Fahrzeuge?
So vielfältig wie die Methoden sind auch die Ziele, die Hacker mit einem Cyber-Angriff auf Fahrzeuge verfolgen. Hauptintention Aller ist jedoch, mittels illegaler Maßnahmen in ein Fahrsystem einzudringen, um an bestimmte Informationen zu gelangen oder diverse Aktionen auszulösen. Die häufigsten Ziele von Cyber-Attacken auf Kfz sind:
Welche Schutzmaßnahmen gibt es, um Cyber-Attacken auf Autos zu verhindern?
Mittlerweile gibt es verschiedene Möglichkeiten, um die Risiken von Cyber-Angriffen auf das Auto zu minimieren. Sowohl Fahrzeughalter als auch Herstellen können so einiges tun, um Automissbrauch als Resultat einer Cyber-Attacke zu verhindern:
Von Seiten des Autobesitzers:
Von Seiten des Autoherstellers:
Fazit
Die Vorfälle in der Vergangenheit machen deutlich: Cyber-Angriffe auf Fahrzeuge nehmen zu, mit teils verheerenden finanziellen Folgen für Fahrzeughalter und -hersteller. Die Tatsache, dass es bisher keine separate Cyber-Versicherung für Kfz in Deutschland gibt, ist nahezu untragbar und erhöht den Druck auf Versicherer, diese Lücke mittels eines geeigneten Versicherungsprodukts zu schließen. Um passgenaue Tarif anbieten zu können, benötigen Versicherer jedoch die Mithilfe der Autohersteller in Form von Fahrer- und Fahrzeugdaten. Nur mit diesen kann es Versicherern zukünftig gelingen, Risiken genau einzuschätzen und Prämien zu berechnen. Dennoch können Sie bereits gegen Cyber-Schäden am Auto versichert sein. Ein Blick in die Versicherungsbedingungen Ihrer Kfz-Haftpflichtversicherung schafft Klarheit. Zudem können Sie ein Reihe von Maßnahmen ergreifen, um Ihr Auto vor einer Cyber-Attacke zu bewahren.
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