Das Wichtigste in Kürze
Das erwartet Sie hier
Ob ein Leben ohne Krankenversicherung möglich ist, wieso Sie dies unbedingt vermeiden sollten und was Sie bei Eintritt oder Rückkehr in eine Krankenversicherung beachten müssen.
Inhalt dieser SeiteEine Krankenversicherung ist Pflicht
Zwei Gründe, wieso Sie vermeiden sollten, nicht versichert zu sein:
Keine Krankenversicherung: Wer ist besonders betroffen?
Selbständige und Freiberufler
Bei Selbständigen und Freiberuflern prüft in der Regel niemand, ob sie eine Krankenversicherung abgeschlossen haben. Sie tragen also alleine die Verantwortung, sich für den Krankheitsfall abzusichern. Sie müssen die monatlichen Versicherungsbeiträge auch vollständig selbst zahlen und dafür sorgen, dass sie nicht in Zahlungsrückstand geraten. Diese vergleichsweise hohe finanzielle Belastung ist derzeit der häufigste Grund, warum Selbständige und Freiberufler auf eine Krankenversicherung verzichten. Auch manche Studierende, die nicht länger bei ihren Eltern mitversichert sind, Menschen ohne einen festen Wohnsitz und nicht offiziell in Deutschland gemeldete Menschen sind häufig betroffen.
Angestellte
Angestellte müssen in der Regel bei Aufnahme einer Beschäftigung Ihrem Arbeitgeber Ihre Krankenversicherung mitteilen. Spätestens dann fällt meist auf, wenn noch keine Versicherung abgeschlossen wurde. Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung werden direkt vom monatlichen Gehalt abgezogen. Dabei trägt der Arbeitgeber die Hälfte des Beitrags (Quelle: SGB V § 249 (1)). Auch zu den Beiträgen der privaten Krankenversicherung leistet der Arbeitgeber einen Zuschuss (Quelle: SGB V § 257). Der Arbeitnehmer muss jedoch, anders als der gesetzlich Versicherte, seinen Anteil selbst an die private Krankenversicherung überweisen.
Bezieher von Arbeitslosengeld I und Bürgergeld
Der Bezug von Arbeitslosengeld I und Bürgergeld ist in der Regel ohne Krankenversicherung nicht möglich. Bereits bei Beantragung dieser Leistungen müssen Sie Ihre Krankenversicherung mitteilen. Bei Empfängern von Arbeitslosengeld I und Bürgergeld übernimmt die Agentur für Arbeit beziehungsweise das Jobcenter die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung. Zur privaten Krankenversicherung zahlt sie Zuschüsse (Quelle: Bundesagentur für Arbeit). Lesen Sie mehr zum Thema private Krankenversicherung bei Arbeitslosigkeit auf unserer separaten Info-Seite.
Keine Krankenversicherung? Das sollten Sie jetzt tun
Kümmern Sie sich möglichst bald um die Versicherung
Egal, ob Sie noch nie krankenversichert waren, gerade nicht versichert sind oder Sie Ihre Beiträge aktuell nicht zahlen können: Bei Eintritt oder Rückkehr in eine Krankenversicherung müssen Sie Beiträge für die Zeit ohne Versicherung zurückzahlen. Je früher Sie sich dabei um Ihre Krankenversicherung kümmern, desto weniger müssen Sie nachzahlen und desto schneller erhalten Sie wieder die vollen Leistungen. Aus diesem Grund sollten Sie möglichst schnell eine neue Krankenversicherung abschließen oder sich bei Ihrer alten melden.
Was trifft auf Sie zu?
Ich war noch nie krankenversichert
Das sollten Sie jetzt tun
Wer noch nie krankenversichert war, meldet sich je nach Beruf neu an: Arbeitnehmer versichern sich gesetzlich, Selbständige und Freiberufler privat. Bei Unsicherheit sollten Sie sich zuerst bei einer gesetzlichen Krankenversicherung melden. Diese klärt dann für Sie, wo Sie versicherungspflichtig sind. Eine Beratung zur Rückkehr in eine Krankenversicherung können Sie auch unter anderem bei Verbraucherzentralen und sogenannten Clearingstellen Krankenversicherung erhalten.
Normalerweise können private Krankenversicherungen auch ablehnen, eine Person zu versichern, zum Beispiel, wenn schwere Vorerkrankungen vorliegen. Private Krankenversicherer sind aber verpflichtet, Personen ohne Vorversicherung unabhängig von ihrem Gesundheitszustand mindestens in den Basistarif aufzunehmen. Der Basistarif bietet ungefähr die gleichen Leistungen wie eine gesetzliche Krankenversicherung und darf auch nur maximal so teuer sein. In der gesetzlichen Krankenversicherung gibt es grundsätzlich keine Gesundheitsprüfung.
Wann muss ich mich privat versichern?
Diese Leistungen erhalten Sie
Auch wenn Sie noch nie krankenversichert waren, steht Ihnen in Deutschland eine medizinische Behandlung in Notfällen zu. Ärzte müssen auch unversicherte Personen bei schweren Erkrankungen oder akuten Schmerzen behandeln. Liegt kein Notfall vor, können Praxen Patienten jedoch auch ablehnen. Sie können sich dann dennoch ärztlich behandeln lassen, müssen aber die Behandlung komplett selbst zahlen.
Möchten Menschen ohne Krankenversicherung anonym bleiben, gibt es Anlaufstellen, wo diese sich kostenfrei behandeln und beraten lassen können. Auch hier sind die Leistungen jedoch in der Regel jedoch auf eine Erstuntersuchung und Notfallversorgung bei plötzlicher Erkrankung, Verletzung oder Schwangerschaft begrenzt. Diese Anlaufstellen werden in der Regel von gemeinnützigen Vereinen oder karitativen Organisationen betrieben.
Mit diesen Rückzahlungen müssen Sie rechnen
Gesetzliche Krankenversicherung
Bei der gesetzlichen Krankenversicherung müssen Sie zusätzlich zu Ihren normalen Beiträgen, Beiträge für die Zeit ohne Versicherung nachzahlen. Das gilt auch, wenn Sie nie beim Arzt waren. Die Nachzahlungspflicht gilt ab dem ersten Tag ohne Krankenversicherung beziehungsweise ab dem Beginn der Versicherungspflicht am 1. April 2007. Bei der gesetzlichen Krankenversicherung verjähren die Beitragsschulden nach vier Jahren. Die Frist beginnt nach Ablauf des Jahres, in dem die Schulden entstanden sind.
Können Sie Ihre Schulden nicht in voller Höhe begleichen, kann mitunter mit dem Krankenversicherer eine ermäßigte Rückzahlung („Ruhensbeitrag“) vereinbart werden. Für das Jahr 2024 waren das monatlich etwa 72 Euro. Voraussetzung hierfür ist, dass Sie pflichtversichert sind, mehr als drei Monate nicht versichert und in der Zeit ohne Krankenversicherung nicht beim Arzt waren.
Private Krankenversicherung
Bei der privaten Krankenversicherung müssen Sie in der Regel einen Prämienzuschlag zusätzlich zu Ihren monatlichen PKV-Beiträgen zahlen. Der Prämienzuschlag wird ab dem zweiten Monat der Nichtversicherung berechnet. Kann nicht mehr sicher festgestellt werden, wie lange Sie nicht krankenversichert waren, dann wird der Prämienzuschlag für pauschal fünf Jahre berechnet. Einige Versicherer legen als Grundlage ihrer Berechnungen für den Prämienzuschlag generell nur fünf Jahre an, auch wenn der Zeitraum der Nichtversicherung feststellbar und länger ist (Quelle: Verband der Privaten Krankenversicherungen, S. 4). Andere stellen wiederum den exakten Zeitraum in Rechnung. Allerdings darf der Prämienzuschlag nur bis zum 1. Januar 2009 zurückgerechnet werden. Dies ist der Stichtag für die Versicherungspflicht bei privaten Krankenversicherern.
Monate der Nichtversicherung | Höhe des Prämienzuschlags |
---|---|
2 bis 5 Monate | Ein voller Monatsbeitrag für jeden angefangenen Monat der Nichtversicherung |
Ab dem sechsten Monat | Ein Sechstel eines Monatsbeitrags |
Unbedingt Angebote vergleichen
Möchten Sie eine private Krankenversicherung neu abschließen, sollten Sie unbedingt vorab Angebote vergleichen. Gerade bei privaten Krankenversicherungen können sich die Tarife stark bei Preis und Leistung unterscheiden. Nutzen Sie aktuelle Testberichte zur PKV als Orientierung. Wir helfen Ihnen gern dabei, den passenden Tarif zu finden.
Ich war schon mal krankenversichert
Das sollten Sie jetzt tun
Wer vorher gesetzlich versichert war, muss sich an seine alte Krankenversicherung wenden. Diese wiederum ist verpflichtet, den ehemaligen Versicherten wieder aufzunehmen. Wer vorher privat krankenversichert war, muss sich auch wieder an diesen privaten Versicherer wenden. Wenn Sie nicht ganz sicher sind, ob Sie schon mal krankenversichert waren, kann Ihnen eine Clearingstelle weiterhelfen.
Diese Leistungen erhalten Sie
Egal, ob Sie nachweisen können, dass Sie früher mal krankenversichert waren oder nicht, Ärzte müssen Sie in Notfällen behandeln, etwas bei schweren Erkrankungen, bei starken Schmerzen oder bei Schwangerschaft und Mutterschaft. Alle weiteren Behandlungen können Sie jedoch ablehnen. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit, weitere Behandlungen selbst zu zahlen.
Mit diesen Rückzahlungen müssen Sie rechnen
Gesetzliche Krankenversicherung
Bei einer Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung fordert diese die Beiträge für die Zeit zurück, in der Sie nicht krankenversichert waren. Lesen Sie im Abschnitt „Ich war noch nie krankenversichert“ nach, wann diese Nachzahlungspflicht verjährt und welche Möglichkeiten es gibt, diese Schulden zu reduzieren.
Private Krankenversicherung
Kehren Sie in die private Krankenversicherung zurück, müssen Sie für die Beiträge, die Sie in der Zwischenzeit nicht bezahlt haben, unter anderem einen Prämienzuschlag zusätzlich zu Ihren normalen monatlichen Beiträgen zahlen. Wie dieser berechnet wird, haben wir Ihnen weiter oben im Abschnitt „Ich war noch nie krankenversichert“ dargestellt.
Ich bin krankenversichert, zahle aber keine Beiträge
Das sollten Sie jetzt tun
Wenden Sie sich schnellstmöglich an Ihren Krankenversicherer, um zu besprechen, wie Sie Ihre Beitragsschulden zurückzahlen können.
Diese Leistungen erhalten Sie
Wurden Krankenversicherte in der Vergangenheit bei Zahlungsunfähigkeit noch aus ihrer Krankenversicherung geworfen, sieht es heute anders aus: Haben Sie eine Krankenversicherung abgeschlossen, können aber vorübergehen keine Beiträge zahlen, bleiben Sie noch zwei Monate normal versichert. Dann verlieren Sie allerdings den Anspruch auf uneingeschränkte Behandlung und Untersuchung.
Gesetzliche Krankenversicherung
Die gesetzliche Krankenversicherung lässt den Versicherungsschutz dann ruhen und übernimmt nur noch die Kosten bei Notfällen, akuten Erkrankungen, Schmerzzuständen sowie bei Schwangerschaft und Mutterschaft.
Private Krankenversicherung
Haben Sie eine private Krankenversicherung abgeschlossen, kommen Sie automatisch in den sogenannten Notlagentarif. Dieser Tarif leistet nur für Behandlung von akuten Erkrankungen, Schmerzzuständen, bei Schwangerschaft oder in lebensbedrohlichen Situationen.
Mit diesen Rückzahlungen müssen Sie rechnen
Gesetzliche Krankenversicherung
Egal, ob Sie noch nie krankenversichert waren, gerade nicht versichert sind oder Ihre Beiträge nicht gezahlt haben: Die gesetzliche Krankenversicherung wird Beiträge von Ihnen zurückfordern. Lesen Sie im Abschnitt „Ich war noch nie krankenversichert“ nach, was das genau bedeutet.
Private Krankenversicherung
Der Notlagentarif kostet im Monat rund 100 Euro. Hat der Versicherte die Versicherungsbeiträge, die Säumniszuschläge und Mahnkosten beglichen, wechselt er ab dem ersten Tag des übernächsten Monats in den ursprünglichen Tarif zurück. Volle Leistungen erhält er auch, wenn er eine Ratenzahlung vereinbart oder Hilfebedürftigkeit nach dem Sozialgesetzbuch II oder XII besteht.
Werden Beiträge zur Krankenversicherung nicht gezahlt und kommt es zu keiner Einigung zwischen Krankenversicherer und dem Versicherten, dann kann als letzter Schritt eine Vollstreckung durch den Gerichtsvollzieher veranlasst werden.
Vereinbarung einer Ratenzahlung
Oft ist es möglich, mit Krankenversicherern eine Ratenzahlung zu vereinbaren, sodass Sie wieder den vollen Versicherungsschutz erhalten und nicht alles auf einmal zurückzahlen müssen. Allerdings sind Krankenversicherer nicht verpflichtet, sich darauf einzulassen. Auch ein Verzicht auf Säumniszuschläge oder ein Rabatt auf Prämienzuschläge lässt sich mitunter aushandeln. Können Sie bei der privaten Krankenversicherung den Prämienzuschlag nicht zahlen, sollten Sie beim Versicherer eine Stundung und Ratenzahlung beantragen. Auf den gestundeten Betrag müssen allerdings Zinsen gezahlt werden.
Die häufigsten Fragen zum Leben ohne Krankenversicherung
Ist es strafbar, wenn man ohne Krankenversicherung ist?
Obwohl es in Deutschland eine Krankenversicherungspflicht gibt, machen Sie sich nicht unmittelbar strafbar, wenn Sie keine Krankenversicherung haben. Bei einem späteren Eintritt oder einer Rückkehr in eine Krankenversicherung müssen Sie jedoch Beiträge nachzahlen. Das kann je nach Beitragshöhe und Dauer ohne Krankenversicherung eine hohe Belastung darstellen. Ohne Krankenversicherung ist auch der Zugang zu medizinischer Versorgung eingeschränkt. Aus diesem Grund sollten Sie nach Möglichkeit nicht unversichert bleiben.
Was tun, wenn ich keine Krankenversicherung habe?
Am besten sollten Sie schnell reagieren und in eine Krankenversicherung eintreten. In der Regel ist es die gleiche Krankenversicherung oder das gleiche Krankenversicherungssystem, in dem Sie vorher versichert waren oder aber der Beruf entscheidet, ob Sie sich gesetzlich oder privat krankenversichern müssen.
Wird man auch ohne Krankenversicherung behandelt?
In Notfällen oder bei starken Schmerzen können Sie sich auch ohne Krankenversicherung behandeln lassen. Für andere Behandlungen erhalten Sie eine Rechnung, die Sie selbst bezahlen müssen. Gerade in großen Städten gibt es auch spezielle Anlaufstellen für Personen ohne Krankenversicherung.
Wer zahlt eine Krankenversicherung, wenn ich kein Einkommen habe?
Wer die Krankenversicherung nicht selbst bezahlen kann, weil er kein ausreichendes Einkommen oder Vermögen hat, kann dafür auf staatliche Hilfe zurückgreifen. Private Zusatzversicherungen müssen Sie jedoch weiterhin selbst bezahlen. Bei Arbeitslosengeld I zahlt die Agentur für Arbeit für die gesetzliche Krankenversicherung. Beim Empfang von Bürgergeld, einer Erwerbsminderung oder Grundsicherung im Alter tragen Jobcenter oder Sozialamt die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung. Auch die private Krankenversicherung wird bezuschusst.
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